Wulff setzt sich für Nordseewerke ein
Im Kampf um den Erhalt des Schiffbaus bei den Nordseewerken in Emden hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) Unterstützung signalisiert. «Ich bin guter Hoffnung, dass in dieser Woche keine Fakten geschaffen werden», sagte Wulff gestern nach einem Krisengespräch mit Vorstandsmitgliedern von ThyssenKrupp, der Siag Schaaf Industrie AG, dem Betriebsrat und der IG Metall in Hannover.
«ThyssenKrupp hat in Niedersachsen?Geld verdient und hat Verantwortung für den Standort und die Beschäftigten», sagte Wulff. Neben der Produktion von Bauteilen für Offshore-Windkraftanlagen müsse auch der Schiffbau in Emden bestehenbleiben.
ThyssenKrupp will die Traditionswerft mit derzeit rund 1400 Mitarbeitern an die Siag verkaufen. Das Familienunternehmen aus Dernbach im Westerwald plant in Emden mit rund 700 Werftarbeitern künftig Bauteile für Offshore Windkraftanlagen zu produzieren. Nach Auslaufen eines Altersteilzeitprogramms sollen knapp 500 Beschäftigte auf der Werft im Reparaturbetrieb weiter arbeiten. Wulff kündigte an, das Land wolle eine Ansiedlung von Siag und die Übernahme Hunderter Arbeitsplätze mit einer Landesbürgschaft begleiten.
Der Rat der Stadt Emden hatte in einer Resolution Bundes- und Landesunterstützung gefordert. Der durch den Deutschen Bundestag vertraglich beschlossene Anteil des Marineschiffbaus in Emden dürfe nicht angetastet werden, hieß es. Wenn es neben dem Handelsschiffbau auch keinen Marineschiffbau in Emden mehr gebe, «ist das das Ende der Nordseewerke Emden». Der Bau von Teilen für Offshore Windparks müsse ein zweites Standbein für die Werft werden.
Emdens Oberbürgermeister Alwin Brinkmann (SPD) sagte gestern, eine Seehafenstadt ohne Schiffbau sei für ihn nicht vorstellbar. «Die Nordseewerke haben in ihrer 106-jährigen Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt und gemeistert. Doch die Schließung wäre für Emden ein 'Super-Gau'.» 1400 Mitarbeiter seien betroffen, mit Familien und Zulieferern seien es mehr als 5000 Menschen. «Wir hoffen, dass es zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommen wird», sagte Ministerpräsident Wulff. Auch kommende Generationen sollten im Schiffbau in Emden Beschäftigung finden. «Wir legen die Priorität auf den Erhalt von ThyssenKrupp in Emden.»
Auch Betriebsratschef Fritz Niemeier meldete sich nach der Krisensitzung zu Wort: «Bis Ende September hoffen wir dann, alles geregelt zu haben». Der Betriebsrat begrüße die geplante Fertigung von Bauteilen für Offshore-Anlagen, erwarte aber auch von ThyssenKrupp, dass der Konzern weiter am Schiffbau in Emden festhalte.
Werftarbeiter hatten zuvor mit einer Mahnwache vor den Toren der Nordseewerke gegen die Ankündigung des Vorstandes protestiert, zukünftig keinen Schiffbau in Emden betreiben zu wollen. Nach Angaben der IG Metall werden sich von jetzt an täglich von morgens bis spätnachmittags Mahnwachen vor dem Tor postieren. Zugleich wurde eine Unterschriftenaktion unter dem Motto «Eine Region steht zu ihrer Werft» gestartet.