WWF beklagt Umweltrisiken
Die Umweltstiftung WWF sieht erhebliche Umweltrisiken durch die geplante Ostsee-Erdgaspipeline. Die Anträge des Konsortiums Nord Stream zum Bau der 1200 Kilometer langen Trasse beruhten an vielen Stellen auf nicht belegbaren Annahmen, sagte der Leiter des WWF-Ostseebüros, Jochen Lamp.
Der WWF kritisiert in seiner Stellungnahme zum laufenden Genehmigungsverfahren, dass Nord Stream die Auswirkungen auf das Ökosystem, die Sprengung von Minen oder die Freisetzung von Schadstoffen durchweg als unerheblich bezeichne. Es fehle ein detailliertes Entsorgungskonzept für Munition. «Das Projekt ist nicht entscheidungsreif», meinte Lamp. Auch habe es Nord Stream unterlassen, eine Landtrasse als Alternativvariante zu prüfen.
Nord Stream wies den WWF-Vorwurf der Verharmlosung von Umweltrisiken zurück. Die Untersuchungsmethoden seien in Absprache mit den Behörden erfolgt, sagte Nord Stream-Sprecher Jens Müller. Die den Behörden vorgelegten detaillierten Ergebnisse bildeten eine gute Entscheidungsgrundlage im Genehmigungsverfahren. Nord Stream will 2010 mit dem Bau der insgesamt 7,4 Milliarden Euro teuren Erdgasleitung beginnen. Bereits von 2011 an sollen durch den ersten von zwei geplanten Leitungssträngen bis zu 27,5 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas nach Lubmin bei Greifswald gepumpt werden.
Nach den Befürchtungen des WWF werden in der vierjährigen Bauphase rund 12 000 Tonnen von im Boden gebundenen Phosphaten freigesetzt. Dies sei ein Drittel des derzeitigen jährlichen Gesamteintrags in die Ostsee, kritisierte die Umweltstiftung. Im schlimmsten Fall drohten durch vermehrte Algenbildung und Sauerstoffmangel neue Todeszonen in der Ostsee, sagte Lamp.
Auch bei den geplanten Ausgleichsmaßnahmen forderte der WWF erhebliche Nachbesserungen. Im ökologisch sensiblen und vergleichsweise flachen Greifswalder Bodden vor der Anlandestelle in Lubmin plant Nord Stream, die Pipeline in den Meeresboden einzugraben. In seiner Stellungnahme bemängelt der WWF die zwischenzeitliche Lagerung des Baggergutes in einem vier Quadratkilometer großen Areal vor der Insel Usedom. Es sei zu befürchten, dass es auf 50 Prozent der Fläche zu einem dauerhaften Lebensraumverlust für marine Arten kommen werde.