Zeaborn übernimmt Rickmers-Linie

Die Hamburger Reedereigruppe Rickmers verkauft einen wesentlichen Teil ihres Portfolios. Das Linien-Geschäft Rickmers-Linie geht an die Bremer Zeaborn Gruppe.

In einer Ad-hoc-Mitteilung gab die Rickmers Group dies vergangene Woche bekannt. Zeaborn wird den Geschäftsbetrieb und die internationale Organisation der Rickmers-Linie, darunter auch NPC Projects, übernehmen. Außer dem Geschäft der Rick mers-Linie übernimmt Zeaborn auch den Geschäftsbetrieb der MCC Marine Consulting & Contracting, die als Bunker- und Charter-Broker tätig ist. Die entsprechenden Verträge zwischen der Rickmers Gruppe und Zeaborn wurden vergangene Woche unterzeichnet. Der Vollzug muss von den Kartellbehörden genehmigt werden.

Zusammen verfügen Zeaborn und die Rickmers-Linie (mit NPC und MCC) weltweit über fast 200 Mitarbeiter und eine kombinierte Flotte von rund 50 Mehrzweckschiffen, mit Tragfähigkeiten zwischen 7500 und 30.000 Tonnen, bei einer kombinierten Hebekapazität von bis zu 700 Tonnen. Bertram R.C. Rickmers wird künftig privat als Minderheitsgesellschafter an der neuen Eigentümergesellschaft beteiligt sein. Der CEO der Rick mers Group, Ignace van Meenen, sagte am Donnerstagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten, man wolle der Rickmers-Linie eine Entwicklungsperspektive geben. Wegen der schwierigen Marktlage werde dies aber nicht unter dem Dach der Rickmers Group geschehen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, allerdings steuere die Rickmers Group zu dem Handel zusätzlich noch einen einstelligen Millionenbetrag bei.

In den vergangenen Jahren habe Rickmers-Linie „einen schweren Stand“ gehabt. 2015 sei zumindest der Break-even erreicht worden. „Die ersten drei Quartale des Jahres 2016 standen aber wieder unter einem enorme Druck“, so van Meenen weiter.

Konzentration auf Boxcarrier und Bulker

Die Rickmers Group wolle sich künftig als Charterreederei auf Containerschiffe und Bulker konzentrieren. Für das Unternehmen sei es wichtig, eine gewisse Größe zu erreichen – „finanziell und operativ“.

Die Rickmers Group sei weiter daran interessiert, Fremdkapital in das Unternehmen zu holen. Van Meenen schloss in diesem Zusammenhang einen Börsengang nicht aus. Allerdings müsse das Marktumfeld stimmen. Auch einen Einstieg eines oder mehrerer Investoren sehe man sehr offen, sagte der aus Belgien stammende CEO.

Van Meenen rechnet damit, dass es in der Branche der Charterreeder in den kommenden Jahren eine ähnliche Konsolidierungswelle geben werde wie bei den Linienreedern: „Die Konsolidierung wird die Tramp-Reedereien noch massiv treffen. Entweder man stellt sich als Unternehmen diesen Herausforderungen oder man wird im Markt marginalisiert“, so van Meenen. Vermutlich würden sich auch bei den Charterreedern mehrere größere zu Allianzen zusammenschließen, denn „es wird schwierig, sich als kleiner Generalis gegen die großen Mastodonten durchzusetzen“.

Zu niedrige Kapitalquote

Der Verdrängungswettbewerb werde hart: „Eine ‚Koalition der Willigen‘ wird nicht ausreichen, um das Ratenniveau langfristig zu heben.“ Für die deutsche Reedereilandschaft sieht van Meenen die Lösung „irgendwo zwischen einer Monokultur aus zwei oder drei Allianzen und dem Flickenteppich aus mehreren hundert Reedereien“.

Problematisch sei die zu niedrige Kapitalquote der deutschen Reedereien. „Allein die Umweltinvestitionen kann niemand verkraften, aber sie werden uns einfach aufoktroyiert“. pk

Von Wolfhart Fabarius

Die Schifffahrt in Deutschland spricht „Rick­mersch“, hieß es in internationalen Kreisen. Jetzt geht es für die Rickmers Reederei ums nackte Überleben – wie für viele Reedereien weltweit. Die entscheidende Frage: Kommt frisches Kapital ins Unternehmen, um in die notwendige Modernisierung zu investieren? Ein zunächst für 2015 geplanter Börsengang hat sich für Rickmers aufgrund des Umfelds vorerst erledigt. Und Anleihen beispielsweise gibt’s nicht zum Nulltarif. Während Hapag-­Lloyd zuletzt einen Kupon von 6,75 Prozent ausstellte, verzinst Rickmers mit mehr als 8 Prozent. Das werden die Erträge auf absehbare Zeit bei Weitem nicht einfahren. Logische Konsequenz: Beim Rickmers Maritime Trust spitzte sich die Lage im vergangenen Jahr dramatisch zu. Die Holding sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass ihre Finanzierung von der Gesellschaft in Singapur getrennt ist und Zahlungsausfälle nicht auf den Gesamtkonzern durchschlagen würden.

Die Rickmers-Linie war das nächste Sorgenkind. Das ist die Gruppe jetzt losgeworden, musste an Käufer Zeaborn dafür aber noch einen Millionenbetrag draufzahlen. Die junge Zech-Tochter sucht nach günstigen Gelegenheiten, um das Reedereigeschäft auszubauen. Vor knapp einem Jahr übernahmen die Bremer die Kontrolle von 14 Frachtern von Hanse Capital. Zudem managt Zeaborn 17 Mehrzweckfrachter von Carisbrooke. Die Gelegenheit, bei der Rickmers-Linie zuzugreifen, war günstig. Doch jetzt kommt die eigentliche Aufgabe: die angeschlagene Gesellschaft profitabel aufzustellen.

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