50 Jahre auf Nord- und Ostsee unterwegs

Die 68 Meter lange „Mistral“ transportiert überwiegend Getreide in der südlichen Ostsee (Foto: Zech)
Der Küstenfrachter „Mistral“ wird am kommenden Wochenende 50 Jahre alt. Er ist eines der letzten noch im Nord- und Ostseeraum fahrenden Exemplare des Erfolgstyps „33“ der J. J. Sietas Schiffswerft in Hamburg-Neuenfelde.
Dieses besondere Ereignis kann der Kapitän und Eigner Heiner Schlüter am 20. August im dänischen Hafen Vejle feiern, wo die „Mistral“ Ladung aus Schweden löschen wird. Schlüter, der in Münsterdorf im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg zu Hause ist und im Dezember sein 70. Lebensjahr vollendet, ist noch rund vier Wochen an Bord und verlässt das Schiff dann für einen dreimonatigen Urlaub. Möglicherweise wird er diesen – wie schon in den vergangenen Jahren – teilweise wieder in Hamburg als Schiffsführer auf Rundfahrtschiffen der Rainer Abicht Elbreederei verbringen. Die „Mistral“ (IMO 6617855) führt dann der langjährige Ablöse-Kapitän Arne Usin, der sich mit Heiner Schlüter bereits auf die baldige Übernahme des Reedereibetriebes geeinigt hat. Zuvor soll, wenn die Marktentwicklung es erlaubt, noch ein zweites Schiff angeschafft werden. Um die Befrachtung kümmert sich schon seit vielen Jahren die Lübecker Schifffahrtsgesellschaft, die frühere RMS Lübeck. Sie vermittelt vor allem Transporte von Getreide- und Futtermittelladungen zwischen deutschen, dänischen und schwedischen Ostseehäfen.
Der unter der Flagge von Antigua & Barbuda fahrende 1200-Tonner „Mistral“ wurde am 20. August 1966 als Sietas-Neubau 585 mit dem Taufnamen „Frieda Graebe“ an Günter Graebe geliefert und war später als „Süderelv“, „Tilla“, „Ragna“ und „Nadine“ unter anderem für die Reeder Frommann, Ohle und Grothmann in Fahrt, bevor Heiner Schlüter den Frachter im Februar 1998 erwarb. Er ist mit dunkelgrünem Rumpfanstrich und einem grünen Kleeblatt auf dem weißen Schornstein auch heute noch mit der ursprünglichen Hauptmaschine im Einsatz. Der 662 Kilowatt leistende Sechs-Zylinder-Deutz-Diesel wurde erst vor wenigen Wochen bei der Stemag-Marine Remontowa Concordia in Szczecin generalüberholt.
Die Sietas-Werft hat in den Jahren 1964 bis 1968 insgesamt 31 Exemplare des Typs „33“ in vier Ausführungen fast ausschließlich an Kunden aus dem Alten Land für die Getreide-, Holz- und Zellulosefahrt geliefert. Die 68 Meter langen und 10,50 Meter breiten Zwischendecker wurden serienmäßig mit drei Drei-Tonnen-Ladebäumen gebaut, die bei den rund zehn in Nordeuropa, im Mittelmeerraum und in der Karibik heute noch existierenden Einheiten bereits demontiert sind. Die ab 1966 gefertigte jüngste Version „33e“ war schon für den Transport von Containern (50 TEU) ausgelegt. ED