AGCS: Auflegen birgt Risiken

Beschäftigungslos: Auch das Auflegen von Frachtern, wie hier in Kiel auf dem Höhepunkt der Schifffahrtkrise vor zehn Jahren, stellt erhebliche Anforderungen an Schiffseigner, Foto: Behling

Infolge der Corona-Pandemie liegen derzeit unzählige Cruise Liner auf. Hier die „Aidablu“ und „Aidaperla“ in Hamburg , Foto: Hasenpusch
Vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die Schifffahrtsbranche angesichts der infolge der Coronavirus-Pandemie steigenden Anzahl von aufliegenden Schiffen warnt der Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) in einer neuen Studie.
„Wenn das Aufliegen von Schiffen nicht ordnungsgemäß erfolgt, können Probleme bei der Wiederinbetriebnahme auftreten“, sagt Volker Dierks, der für die Schiffsversicherung in Zentral- und Osteuropa zuständig ist. Verzögerungen bei der Wartung und Inspektion von Schiffen und der Notfallausrüstung könnten dazu führen, dass Gefahren unentdeckt bleiben. Durch unterbrochene Versorgungsketten bestünde das Risiko, dass Schmierstoffe und andere Gebrauchsmittel nicht rechtzeitig an Bord eintreffen, was wiederum die technische Sicherheit beeinträchtigen würde.
Während Schiffe bei einem „Warm Lay-up“ dank der Besatzung an Bord relativ schnell wieder fahrbereit wären, verhalte sich dies bei einem „Cold Lay-up“ mit lediglich einer Stammbesatzung für Aufgaben wie die Wartung an Bord anders. Da die meisten Systeme abgeschaltet würden, erfordere die Wiederinbetriebnahme der Schiffe vergleichsweise viel Zeit und umfangreiche Tests, was zu beträchtlichen Kosten führe.
„Bei einem längeren ,Cold Lay-up‘ kann die Wiederinbetriebnahme sogar zu einem ungeplanten Werftaufenthalt führen“, erklärt der Versicherungsexperte. „Daher sind umfassende Vorkehrungen und Pläne einschließlich umfangreicher Risikobewertungen, die das Aufliegen umfassen, entscheidend, um die Sicherheit des Schiffes während der Aufliegezeit und die anschließende Wiederinbetriebnahme zu gewährleisten.“
Die Schiffseigner sollten bei der Ausarbeitung derartiger Pläne die von den Klassifikationsgesellschaften und P&I-Clubs zur Verfügung gestellten Leitfäden und Checklisten beachten, empfiehlt AGCS. Der Aufliegeplan sollte ein klares Bild der orts- und schiffstypspezifischen Risiken vermitteln, wie etwa die Gefährdung durch Wind oder Strömung.
Für die zahlreichen großen Kreuzfahrtschiffe, die derzeit vorübergehend an der Ostküste der USA beschäftigungslos vor Anker liegen, stelle der Beginn der Hurrikan-Saison im Nordatlantik ein potenzielles Risiko dar, wenn die Cruise Liner nicht schnell aus der Gefahrenzone gebracht werden können.
Die Wartung der Hauptmaschinen, der nautischen Ausrüstung und der Feuerlöschvorkehrungen sowie die Verfügbarkeit von Schleppern im Notfall sollten ebenfalls zu den Schwerpunktbereichen eines Aufliegeplans gehören, heißt es in der AGCS-Studie. bek