Marathon-Prozess: der „Fall Beluga“

„Vorzeigeunternehmer“, „Self-Made-Millionär“, „Betrüger“ – Niels Stolberg schrieb man schon vieles zu, Foto: THB Archiv
Jahrelange Ermittlungen, Tausende Seiten Akten, 56 Verhandlungstage: das Bremer Landgericht eröffnet am Mittwoch (20. Januar) einen der größten Wirtschaftsprozesse seiner Geschichte.
Angeklagt sind der Gründer der Beluga-Reederei, Niels Stolberg (55), sowie drei andere Ex-Manager. Die Schwergutreederei rutschte 2010 tief in die Krise und 2011 schließlich in die Insolvenz. Danach häuften sich die Vorwürfe gegen Stolberg. In dem mit Spannung erwarteten Verfahren um den Fall der 2011 pleitegegangenen Reederei Beluga geht es um Vorwürfe des Kreditbetrugs, der Bilanzfälschung und der Untreue. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten mehrjährige Haftstrafen.
Die Beluga-Reederei stieg seit der Gründung 1995 zu einem der Weltmarktführer im Schwerguttransport auf und hatte zur Hochzeit über 70 Schiffe auf den Weltmeeren im Einsatz. Die Schifffahrtskrise brachte Beluga – wie viele andere Reedereien – in Existenznot.
Das Gericht muss unter anderem prüfen, ob, und wenn ja, welche persönliche Schuld die Angeklagten trifft und ob sie strafrechtlich relevant ist.
Sein tiefer Fall ist nicht spurlos an Stolberg vorbeigegangen. Seine Haare sind grau geworden. Er wirkt abgekämpft, auch ein wenig demütig, aber nicht mutlos. „Die letzten fünf Jahre waren eine Fahrt durch die Hölle“, sagt er im Rückblick. Den Prozess sieht der Sohn eines Lotsen und einer Buchhalterin auch als Chance, um abschließen zu können.
Heute lebt Stolberg in einer kleinen Wohnung in Oldenburg. Zurzeit berät er Unternehmen beim Transport von Schwerlasten und kann dabei von alten Kontakten profitieren. Doch mehr als 3600 Euro darf er im Monat nicht verdienen. Er ging 2011 in Privatinsolvenz. lni/FBi