Reederei in schwerer See

Das Amtsgericht Delmenhorst hat vorläufige Insolvenzverfahren für die Bojen Schiffahrtsbetrieb GmbH & Co. KG und die Bojen Holding GmbH & Co. KG aus Moormerland-Neermoor eröffnet.

Beide Gesellschaften hatten zuvor in Aurich die Eröffnung von Insolvenzverfahren beantragt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde jetzt Rechtsanwalt Dr. Malte Köster von der Kanzlei Willmer Köster in Bremen bestellt (Aktenzeichen 12 IN 43/16 und 12 IN 44/16).

Von der Maßnahme betroffen sind die 2010 unter den Taufnamen „Luwert Saninga“, „Haye Ikenson“ und „Nanke Düren“ in der Slowakei gebauten und seitdem an Wilson ASA vercharterten 3600-tdw-Küstenfrachter „Wilson Algeciras“ (IMO 9507350), „Wilson Almeria“ (IMO 9507362) und „Wilson Alicante“ (IMO 9507374).

Im vergangenen Jahr hatte Bojen bereits eine Reihe von Schiffen abgegeben: Die griechische Nearchos Shipmanagement Company übernahm „Memel“ und „Jacaranda“ und brachte sie als „Georgios Alexios“ und „Evdokia L“ unter die Flagge von Liberia. Für die niederländische Reederei Vertom Shipping & Trading fahren jetzt der 4250-Tonner „Hagen“ sowie „Casablanca“ und „Taranto“ (3000 tdw) mit den neuen Namen „Rover“, „Olga“ und „Mirjam“ unter der Flagge von Barbados. 2013 hatte der Brunsbütteler Reeder Erwin Strahlmann die Bojen-Frachter „Stadt Hemmoor“ und „Moormerland“ vom Typ „Main“ (2900 tdw) sowie „Korsika“ und „Sardinia“ vom Typ „Schelde“ (4400 tdw) in seine Flotte geholt. Sie heißen heute „Aller“, „Leine“, „Werra“ und „Fulda“.

Die Reederei Bojen besteht seit 50 Jahren. Firmeninhaber Siegfried Bojen erwarb 1962 im Alter von nur 23 Jahren sein Kapitänspatent. 1966 steuerte er bereits sein erstes eigenes Küstenmotorschiff „Johann“ durch europäische Gewässer. Nach dem Erwerb weiterer Kümos entwickelte sich ein kleiner Familienbetrieb, der durch die Indienststellung zahlreicher Neubauten bis zum Jahr 2010 zu einem Reederei-Verbund mit rund 30 Einheiten ausgebaut werden konnte. Die Neubauten kamen überwiegend von der Werft Slovenské Lodenice Komárno. ED/fab