Tankerneubau statt Personenschifffahrt

Der 86 Meter lange und 9,60 Meter breite 1604-tdw-Doppelhüllentanker „Steinburg“ transportiert Mineralölprodukte wie Heizöl, Diesel, Benzin, Spezialöle und Additive, Foto: Berthold Mund
Auf PSB Personenschifffahrt Brunsbüttel folgt TSB Tankschifffahrt Brandt. Der im schleswig-holsteinischen Nortorf ansässige Kapitän Thorge Brandt und seine Frau Claudia haben nach dem Verkauf der Reederei PSB mit ihren Fahrgastschiffen „Nordstern“ und „Germania“ einen Neustart mit dem Binnentanker-Neubau „Steinburg“ gewagt.
Die „Steinburg“ wurde Mitte September in Dienst gestellt, nachdem die Harener Kötter Werft und weitere Unternehmen aus der Emsregion den Endausbau des aus dem tschechischen Litomerice zugelieferten Kaskos vorgenommen hatten und die technische Probefahrt erfolgreich verlaufen war. Der 86 Meter lange, 9,60 Meter breite und auf drei Meter Tiefgang 1604 Tonnen tragende Doppelhüllentanker transportiert Mineralölprodukte wie Heizöl, Diesel, Benzin, Spezialöle und Additive auf dem nord- und westdeutschen Fluss- und Kanalsys tem.
Die Befrachtung hat Fluvia Tankrode in Hamburg übernommen. Nach der Überführung von Haren in den Heimathafen Hamburg wurde hier am 22. September für Essen und Dortmund geladen. Am kommenden Donnerstag wird die „Steinburg“ mit Ladung aus Lingen/Ems in Magdeburg erwartet, um dann wieder Kurs auf Hamburg zu nehmen. Der Tanker wird durch zwei nach Angaben seines Eigners besonders emissionsarm arbeitende Volvo-Penta-Motoren mit einer Gesamtleistung von 662 Kilowatt angetrieben. Die beiden Lade- und Löschpumpen weisen eine Leistung von jeweils 280 Kubikmeter pro Stunde auf.
Zuvor war Thorge Brandt mit Unterstützung seines Vaters Peter ab 1996 mit dem 200 Gästen Platz bietenden Fahrgastschiff „Germania“ und ab 2000 zusätzlich mit dem von der Wewelsflether Peterswerft gelieferten 300-Personen-Neubau „Nordstern“ ab Brunsbüttel auf dem Nord-Ostsee-Kanal, der Unterelbe und der Stör unterwegs. Beide Schiffe waren gefragt. Doch im Jahr 2013 entschloss sich die Familie Brandt, die Reederei PSB zu verkaufen und noch einmal etwas Neues in Angriff zu nehmen. Am 17. Dezember 2013 wurden „Nordstern“ und „Germania“ an den aus einer alten Reederfamilie stammenden Sven Fischer und seine Frau Britta aus dem niedersächsischen Jork übergeben. Fischer brachte als Kapitän 17 Jahre Berufserfahrung aus der Fahrgastschifffahrt in Hamburg mit und wollte das Angebot der PSB nicht nur weiterführen, sondern noch ausbauen. Geplant waren regelmäßige Fahrten mit der „Nordstern“ auch von Sta der sand nach Hamburg.
Hier gab es allerdings unerwartete Probleme unter anderem bei der Zuweisung des Liegeplatzes. Nicht an einer der begehrten Anlegestellen an den St.-Pauli-Landungsbrücken, sondern in Altona sollte das Schiff festmachen. „Und dort wurde mir jegliche Werbung für mein Unternehmen untersagt“, so Fischer. Die erhofften Fahrgastzahlen konnten nicht erreicht werden. Eine Mitschuld an dieser unbefriedigenden Entwicklung gibt Fischer der Stadt Hamburg und ihrer Port Authority. Zum Saisonende 2014 musste Sven Fischer aufgeben und beide Schiffe verkaufen. Das 42,50 Meter lange und 13,5 Knoten schnelle Panoramaschiff „Nordstern“ fährt heute für den Reeder Rolf Böttcher unter dem Namen „Hanse“ zwischen Lübeck und der Kaiserbrücke in Travemünde, und den Oldtimer „Germania“ erwarb der Hamburger Hafenrundfahrt-Unternehmer Kapitän Heinrich Prüsse für den Einsatz im Hafen und auf der Unterel be. ED/fab