Im Glauben an die gute Sache

Großes Interesse am früheren Forschungsschiff „Poseidon“ des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel: Für Mittwoch und Donnerstag haben sich zahlreiche Interessenten angemeldet, um das zum Verkauf stehende Forschungsschiff zu besichtigen.

Kurios: Die Hilfsorganisation United4Rescue teilte bereits vorab mit, dass man das Schiff besichtigen werde, weil man es als Rettungsschiff für den Mittelmeerraum in Dienst stellen möchte. Ungewöhnlich an der Mitteilung ist, dass das Schiff über die Verwertungsgesellschaft Vebeg des Bundes zum Verkauf angeboten wird und dort noch bis zum 30. Januar um 13 Uhr Gebote abgegeben werden können. Doch United4Rescue hofft, für die gute Sache zum Zug zu kommen.

Eigentlich behalten mögliche Bieter ihr Interesse bei solchen Auktionen für gewöhnlich für sich, um keine Mitbieter zu mobilisieren. Doch bei United4Rescue scheint man diese Gefahr nicht zu sehen – oder blendet sie aus. „Wir wissen, dass es andere Interessenten aus dem kommerziellen Bereich gibt, aber wir hoffen, dass wir überzeugen können“, sagte Joachim Lenz, der Sprecher des Bündnisses, dem THB. Doch ob der soziale Zweck, den die Gruppe erfüllen möchte, andere Bieter wirklich abhält? Das ist United4Rescue relativ egal. Lenz: „Wir haben unser Interesse öffentlich gemacht, weil wir das Schiff für unser Projekt brauchen. Es wäre ein Schiff, mit dem wir sehr schnell starten könnten.“

Die Vereinsvorsitzenden von Gemeinsam Retten e.V., Dr. Thies Gundlach und Michael Schwickart, werden die „Poseidon“ besichtigen. „Unsere Vereinsvorsitzenden werden am 16. Januar um 11.30 Uhr an Bord der ‚Poseidon‘ gehen. Auch Vertreter unseres operativen Partners Sea-Watch werden vor Ort sein“, so Lenz. Ziel sei es, als erstes Projekt die „Poseidon“ als eigenes Rettungsschiff in Dienst zu stellen. 40 Partner aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen haben sich bei „United4Rescue“ zusammengeschlossen. 

Mit Beteiligung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte das Bündnis eine Spendensammlung für ein Seenotrettungsschiff gestartet, das Flüchtlinge im Mittelmeer aufnehmen soll. Es sei „ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit“, so der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm zum Start der Spendenkampagne.

Die Hilfsorganisation schätzt den Kaufpreis nach öffentlicher Mitteilung auf eine Million Euro und geht bei einem Zuschlag davon aus, das Schiff zu Ostern 2020 in Dienst stellen zu können. Das mit der „Poseidon“ vergleichbare ehemalige Forschungsschiff „Gauß“ hatte vor 13 Jahren 4,25 Millionen Euro Verkaufserlös erzielt.

Die 60,70 Meter lange „Poseidon“ (IMO 7427518) wurde 1975 bei der Schichau Unterweser AG gebaut. Eigner ist das Land Schleswig-Holstein. Wissenschaftler des in der Landeshauptstadt ansässigen Helmholtz-Zentrums waren mit dem Forschungsschiff für zahlreiche internationale Projekte unterwegs, um Ozeanforschung zu betreiben. Behördenschiffe wie die „Poseidon“ sind für Folgenutzungen sehr gefragt, weil Experten den guten technischen Zustand der Schiffe sehr schätzen.  tja

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