Mehr Schiffsverkäufe deutscher Reeder

Mit der „Heidelberg Express“ trennte sich Hapag-Lloyd von einem seiner ältesten Frachter, Foto: Hasenpusch

Die von der Commerzbank im Paket mit insgesamt 18 Schiffen verkaufte „Schubert“ fuhr bis Oktober 2014 als „Rio Chicago“ , Foto: Hasenpusch

Auch die „Santa Bettina“ zählte zum Commerzbank-Deal, Foto: Hasenpusch
Die internationalen Broker haben im vergangenen Jahr insgesamt 195 Schiffe deutscher Reedereien als verkauft gemeldet.
Damit hat sich die Zahl der Verkäufe gegenüber dem Vorjahr erhöht: 2014 gab es in der deutschen Handelsflotte 176 Veräußerungen.
Die große Verkaufswelle in Deutschland begann 2012, als sich die Zahl der Abgänge gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelte. Der Branchendienst <link http: www.shippress.de>www.shippress.de, der die deutsche Handelsflotte analysiert, registrierte vor vier Jahren 172 Verkäufe von Frachtern aus deutschen Gesellschaften. Seitdem verharren die Veräußerungs aktivitäten auf diesem hohen Niveau.
Da Containerschiffe in der deutschen Handelsflotte mit Abstand das größte Segment stellen, entfallen auf sie auch im Jahr 2015 die meisten Verkäufe: 128 waren es. Hinzu kommen 24 Tanker, 24 Mehrzweckfrachter, 16 Bulker und drei Kühlschiffe.
Das Durchschnittsalter lag bei 13,3 Jahren. Im Jahr zuvor waren die verkauften Schiffe noch durchschnittlich 11,9 Jahre alt.
Älteste verkaufte Frachter sind die beiden 1978 und 1980 gebauten Kühlschiffe „Baltic Sky“ und „Baltic Stream“. Zwischen 1989 und 1994 entstand eine Reihe von Containerschiffen, die Hapag-Lloyd im vergangenen Jahr veräußerte. Älteste dieser Einheiten sind die beiden 2803-TEU-Frachter „Heidelberg Express“ und „Bonn Express“. Allein im ersten Halbjahr trennte sich Hapag-Lloyd von 16 Frachtern, von denen fünf in China und der Türkei verschrottet wurden – umweltgerecht auf speziellen Abwrackwerften, wie die Hamburger Reederei betont. Die anderen elf Schiffe waren ursprünglich auch zur Verschrottung vorgesehen, fanden aber noch Abneh mer zu Verkaufspreisen oberhalb der Schrottwerte. Zu den Käufern zählten König & Cie. und weitere Reedereien.
Hapag-Lloyd hat die Transportkapazität seit Anfang 2015 um rund fünf Prozent auf 945.000 TEU reduziert, das entspricht 175 Schiffen in Fahrt statt zuvor 198.
Bezogen auf sämtliche Verkäufe deutscher Reeder im Jahr 2015 ist die „Rebekka N“ mit Baujahr 1990 der älteste Bulker. Im Tanksegment sind es drei Carrier von Essberger aus 1992, die unter den veräußerten Einheiten am längsten in Fahrt waren. Elf Schiffe waren beim Verkauf noch nicht älter als fünf Jahre, darunter die beiden Containerfrachter „Beethoven“ und „Chopin“.
Die meisten Verkäufe gab es im dritten Quartal, in dem sich 31 Prozent aller Deals abspielten. Im Schlussquartal dagegen gingen nur 19,7 Prozent aller Transaktionen über die Bühne. Im Jahr zuvor hatte das erste Quartal 38 Prozent aller Deals vereint, auf das zweite und vierte Quartal waren jeweils nur 18 bis 19 Prozent entfallen.
Zahlreiche Paketdeals
25 Paketverkäufe gab es im vergangenen Jahr, darunter acht Deals mit mehr als zwei Schiffen. Für den größten Abverkauf en bloc sorgte die Commerzbank. Das Institut veräußerte seine Ende Mai 2013 gegründete Plattform Hanseatic Ship Asset Management. In der Abbauabteilung in Form einer GmbH hatte das Kreditinstitut 18 ehemalige Fondsschiffe zwischenzeitlich untergebracht: 13 Containerfrachter und 5 Bulker. Das Portfolio ging für 255 Millionen Dollar an ein Joint Venture des US-Investors Kohlberg Kravis Roberts und der britischen Borealis Maritime. Im August 2014 hatte die Commerzbank neun Containerschiffe mit einem Gesamtvolumen von 216 Millionen Dollar ebenfalls an Borealis abgegeben.
Der Megadeal der Bremer Landesbank, die ein Verkaufspaket mit 32 Schiffen schnürt, ist in dieser Erhebung noch nicht berücksichtigt. Der Deal ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Die betroffenen Feederschiffe mit Kapazitäten von bis zu 2000 TEU sind bislang für KG-Fonds und europäische Reedereien unterwegs. Das Finanzierungvolumen aller Frachter beläuft sich nach Informationen des THB auf rund 300 Millionen Euro. Hinter den Käufergesellschaften steht die norwegische Reederei OSM.
<link file:23240>Die komplette Jahresübersicht der Schiffsverkäufe 2015: Jetzt ansehen.
Die Verkaufswelle innerhalb der deutschen Handelsflotte könnte sich in diesem Jahr drastisch beschleunigen. Hintergrund dieser Annahme sind vor allem die anstehenden Schiffsverkäufe aus dem Finanzierungsportfolio der HSH Nordbank. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein sollen als Anteilseigner des ehemaligen Marktführers in der weltweiten Schiffsfinanzierung belastete Schiffskredite mit einem Volumen von insgesamt 6,2 Milliarden Euro übernehmen. Die restlichen zwei Milliarden Euro müssen am Markt platziert werden. Da die Geldhäuser in Deutschland in ihren Schiffsportfolios noch längst nicht die Abwertungen vorgenommen haben, die angesichts der Marktlage notwendig wären, um Käufer zu finden, besteht weiterer Korrekturbedarf, sind sich Marktbeobachter sicher. fab