Automatisierung hochfahren

Der Seeschifffahrtsbranche fehlt es in Zeiten zunehmender Digitalisierung am Schiffsmechaniker-Nachwuchs (thb.info 21. März 2019). Der Wandel ist überall in der Seeschifffahrt und ihrem maritimen Umfeld spürbar. Wo bleibt dabei das Personal? Der diesjährige Bremer Schifffahrtskongress suchte nach Antworten. In dem von Iven Krämer vom Referat Hafenwirtschaft & Schifffahrt im Bremer Wirtschaftssenat moderierten Workshop mit dem Thema „Hafenarbeit im digitalen Wandel“ stand im Mittelpunkt, wie die Menschen in die neuen Arbeitswelten mitgenommen werden können.

„Jede Form der manuellen Arbeit in den Häfen wird zu immer weiteren Kostensteigerungen führen“, sagte Peter Marx vom Unternehmensverband Bremische Häfen. Die Automatisierung der Arbeitsabläufe sei zwar zu Beginn teuer, auf lange Sicht spare sie aber deutlich Kosten ein. Das sei ein unschlagbares Argument. „Fit for the future“ müsse als Chance im digitalen Wandel in den Hafenwelten begriffen und genutzt werden. Dabei gehe es um Know-how-Transfer, aber auch um den Verlust von Arbeitsplätzen, um neue Tarifverträge und um das Anlernen neuer Tätigkeiten. Betroffen sind laut Marx sowohl kaufmännisch als auch gewerblich tätige Mitarbeiter. Der autonome Schlepper werde kommen, es gehe lediglich um die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen. Am Ende bleibe es aber trotz digitaler Verlagerung per Definition tarifliche Hafenarbeit.

Wie nimmt man den Hafenarbeiter der Zukunft mit auf ein möglichst langfristiges Beschäftigungsverhältnis, fragte sich Andreas Friemer vom Institut Arbeit und Wirtschaft an der Universität Bremen. Seine Antwort: „Qualifizierung und Schulungen, coachen und multiplizieren.“ Bevor es überhaupt zu diesen Schritten kommt, müssten im Veränderungsprozess allerdings Ängste unter den Mitarbeitern genommen werden. Die Akzeptanz beim „Smart Shipping“ in der maritimen Lieferkette stehe am Anfang, das zu schulende Personal sei sehr heterogen mit unterschiedlichsten fachlichen Ausgangsvoraussetzungen, so Friemer.

„Machen und nicht immer nur reden, sonst kommen wir nie von der Pier“, sagen die Praktiker. In diesem Sinne argumentierte Philipp Nöhren von der German Tanker Shipping. Bei der Digitalisierung im Bordbetrieb gehe es letztlich „darum, dass man nicht alles wissen muss, aber wissen sollte, wo es steht“, sprach sich Nöhren für ein breites Grundwissen und zugleich für den unkomplizierten Umgang ohne „Knöpfchen-Kunde“ aus. Vielleicht sei es gar nicht so schlecht, öfter mal auf das Radar zu schauen, statt Meilen voraus auf die See. Im Rahmen des Wach- und Rotationsprinzips auf seinem Tankerschiff fahre er mit einer 16-Personen-Crew. Das sei auch bei steigender Automatisierung das untere Maß.

Ministerialrätin Anja Blüml vom niedersächsischen Kultusministerium machte Mut für den Wandel in maritimen Berufsfeldern. Sie sprach von engagierten Lehrkräften und vielen Karrierewegen, die auch mit Hauptschulabschluss möglich seien. Der Trend gehe allerdings zu höheren Schulabschlüssen.

„Um die Lohnstandards in Deutschland im internationalen Vergleich rechtfertigen zu können, müssen wir gerade auch in der Ausbildung besser und schneller sein“, ist Holger Jäde, Geschäftsführer der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt, überzeugt. Für die Schifffahrt sei eine Kommunikationsoffensive geplant, die sichtbar mit einer neuen, zentral vernetzten Homepage zum Ende dieses Jahres aufwarten soll. hjw

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