Ersatzteil-Lieferung per Drohne

Dass Drohnen Ladungstransporte auch über See durchführen können und dafür keine Hafeninfrastruktur benötigen, eröffnet interessante Möglichkeiten für die Logistik – auch im Bereich der Schiffsersatzteile, die ohne Hafenanlauf direkt auf See übergeben werden können.

Erstmals hat jetzt eine Drohne im Auftrag des norwegischen Energiekonzerns Equinor ein 3D-gedrucktes Teil für ein Rettungsbootsystem über rund 80 Kilometer von der Mongstad-Basis zur „Troll A“-Plattform in der Nordsee transportiert. Bei dem Flug handelte es sich nach Equinor-Angaben um den weltweit ersten Praxis-Test, bei dem ein echter Ladungstransport über eine große Distanz zu einer betriebsbereiten Offshore-Anlage stattfand.

Bei der Drohne handelte es sich um einen Camcopter des Typs S-100, der von dem in Wien ansässigen Hersteller Schiebel stammt. Betreiber des eingesetzten Gerätes ist die in Sandnes ansässige Firma Nordic Unmanned, die zu den führenden Anbietern von Drohnen-Diensten in Europa gehört. Dieser Drohnen-Typ hat zu Testflügen rund 70.000 Flugstunden bei internationalen Marinen und Küstenwachen absolviert und war auch von der Deutschen Marine getestet worden. Die Drohne, die bis zu sechs Stunden in der Luft bleiben kann, ist mehr als 4 Meter lang und wiegt mehr als 100 Kilogramm. Sie hat einen Rotor-Durchmesser von 3,40 Meter, bietet eine Reisegeschwindigkeit von mehr als 150 und eine Höchstgeschwindigkeit von 241 Kilometer pro Stunde und kann Ladungen mit einem Gewicht von bis zu 50 Kilogramm transportieren.

„Die Entwicklung verläuft sehr rasch und wir sehen ein großes Potenzial in der Drohnen-Technologie, das unsere Arbeitsweise sowohl unter als auch über der Meeresoberfläche verändern könnte. Wir möchten eine Vorreiterrolle bei der Nutzung neuer Technologien auf dem norwegischen Festlandsockel einnehmen“, sagt der bei Equinor als Executive Vice President für Entwicklung und Produktion zuständige Arne Sigve Nylund.

„Wenn wir die Logistiklösungen der Zukunft im norwegischen Bereich entwickeln wollen, wo Drohnen eine wichtige Rolle spielen könnten, müssen wir mit allen Akteuren der Branche zusammenarbeiten: Betreiberunternehmen, Zulieferer, Behörden und Gewerkschaften“, sagt Alena Korbovà Pedersen, die die Arbeit an der Entwicklung von Logistiklösungen bei Equinor leitet. Für den ersten Drohnen-Transport vor der Küste habe man ein 3D-gedrucktes Teil ausgewählt, weil der 3D-Druck ebenfalls eine schnell wachsende Technologie sei, berichtet Korbovà Pedersen.

Bei dem Teil handelte es sich um einen Dieseldüsenhalter – eine wichtige Komponente in den Rettungsbooten auf der „Troll A“-Plattform. Das Teil werde nicht mehr hergestellt und sei schwer zu bekommen. Daher wurde es in 3D neu entworfen und modelliert, bevor ein 3D-Metalldrucker eine Replik aus einer robusten Industrielegierung, Inconel 718, herstellte. JEME/ger

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