Flügel für Autotransporter

Das Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems hat den Markt für Segelantriebe entdeckt.

Ein neuartiges Flügelsegel soll künftig Autotransporter antreiben. Ein entsprechendes Projekt hat das Ingenieurbüro jetzt vorgestellt. Das Flügelsegel besteht demnach aus zwei vertikalen, verstellbaren Einheiten, die eine aerodynamische Oberfläche bilden und so für Schub sorgen.

Eine erste Anwendungsstudie, die gemeinsam mit Wallenius Marine entwickelt wurde, gibt es bereits: Vier große Segel, jeweils mit einer Fläche von über 1000 Quadratmetern, sollen in der Lage sein, einen Autotransporter ohne Unterstützung durch die Hauptmaschine mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Knoten anzutreiben. Zum Vergleich: Die Segelfläche des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ beträgt unter „Vollzeug“ rund 2000 Quadratmeter, also die Hälfte des Becker-Projekts.

Die laut Henning Kuhlmann, Geschäftsführer bei Becker Marine Systems, weit vorangeschrittenen Ideen sollen in absehbarer Zukunft Realität werden: „Ziel ist es, das erste Schiff mit Becker-Segeln vielleicht schon 2022 zu sehen.“

Um Brücken passieren und die Segelfläche bei stärkerem Wind reduzieren zu können, hat Becker für die wantenlosen Masten eine Absenkvorrichtung vorgesehen. Die Segel bestehen dabei nicht aus herkömmlichen Tuchen, sondern sollen sich an Technik und Material anlehnen, das auch Hightech-Regattayachten verwenden. „Unsere Segel sind wirklich phänomenal“, verspricht Kuhlmann, „das Material unterliegt aber noch der Geheimhaltung.“ Aus der Projektbeschreibung geht außerdem hervor, dass die Segel in einem besonders kleinen Winkel zum scheinbaren Wind betrieben werden können – der Autotransporter soll demnach, wie es bei Seglern heißt, besonders hoch am Wind laufen und damit auch bei vorlicher Brise eingesetzt werden können.

Allerdings wird die hohe Windangriffsfläche besonders dieses Schiffstyps die Segeleigenschaften nicht unbedingt positiv beeinflussen. Das hat auch das Becker-Projektteam erkannt und den typischen Car Carrier komplett umkonstruiert. Der Neubau soll langsamer als heutige, vergleichbare Schiffe unterwegs sein und ein umfassendes Wetter-Routing nutzen, um „unglückliche Kurse möglichst zu meiden“, so Kuhlmann. Bei der Ladekapazität gebe es aber keine Abstriche. Und so ungeeignet, wie im ersten Moment oft gedacht, sei ein Car Carrier gar nicht, betont der Manager: „Er hat schnelle Linien und vergleichsweise wenig Masse, so dass die Windkraft auch tatsächlich in Vortrieb umgewandelt werden kann – und nicht nur in Abdrift.“

Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung zählten jedoch nicht nur Zeit und Kosten, sondern auch das Image eines Kunden. Gerade auf Langstrecken werde Wind als „Treibstoff“ den Kraftstoffverbrauch und damit auch die Emissionen erheblich senken können. Kuhlmann prognostiziert einen Rückgang um mehr als 80 Prozent. bo

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