Gasgeschützter Antrieb

Die neuen Mehrzweckschiffe für Nord- und Ostsee erhalten gasgeschützte Antriebe von Rolls-Royce, Foto: Rolls-Royce
Rolls-Royce liefert für zwei neue Mehrzweckschiffe des Bundes, die bis 2024 von der Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft in Lemwerder für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung gebaut werden, einen gasgeschützten Antrieb. Der soll die Neubauten auch bei schwierigen Bedingungen einsatzfähig halten.
Die 95 Meter langen Schiffe sollen auf Nord- und Ostsee unter anderem bei Havarien, Bränden oder Manövrierunfähigkeit von Schiffen zum Einsatz kommen. Sie werden die 46 und 36 Jahre alten Mehrzweckschiffe „Scharhörn“ und „Mellum“ ablösen.
Die beiden Neubauten werden von einem gas-elektrischen Antriebssystem mit jeweils vier 3600 Kilowatt starken Bergen-Gasmotoren des Typs B36:45L6AG von Rolls-Royce angetrieben. Das Unternehmen aus Friedrichshafen liefert dabei nicht nur Motoren und Generatoren, sondern mit einem selbst entwickelten Gasschutzsystem auch eine besondere Lösung. Damit sind die Motoren noch betriebsfähig, wenn bei einer Havarie eines Tankers die Umgebungsluft mit explosiven Gasen belastet ist. „Die Motoren verbrennen zwar Gas, doch wenn dies über die Ansaugluft unkontrolliert in den Brennraum gerät, ist der Motor nicht mehr regelbar“, erläutert Christian Prinz, Projektleiter bei Rolls- Royce. Bei dem System für die Mehrzweckschiffe wird die Leistung des Motors in Relation zur Gasmenge in der Ansaugluft angepasst. Je mehr Gas sich also in der Ansaugluft befindet, desto weniger Gas treibstoff wird dem Motor über die Gasregelventile zugeführt. Ist die Gasmenge in der Luft zu hoch, schließen spezielle Schnellschlussklappen die Gas- und Luftzufuhr und der Motor stoppt.
„Rolls-Royce war weltweit der einzige Hersteller, der uns die Gasschutzanpassungsentwicklung von reinen Gasmotoren aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auf diesem Spezialgebiet zusagen konnte“, so Carsten-S. Wibel, Geschäftsführer bei Abeking & Rasmussen Special Vessels.
„Wir vereinen Erfahrung bei Gasmotoren mit unserem Spezial-Know-how beim Gasschutz zu einer schlagkräftigen Lösung“, berichtet Knut Müller, Vizepräsident Marine bei Rolls-Royce. Im Einsatzfall sollen die über 15 Knoten schnellen Schiffe spätestens nach zwei Stunden am Unfallort sein. Ausgestattet mit Notschleppeinrichtungen mit einem Pfahlzug von 145 Tonnen, Chemikalientanks, einem explosionsgeschützten Sicherheitsladeraum sowie Skimmer, Ölsammeltanks und einem Separationsraum sind sie für schwierigste Einsätze gewappnet. tja