Hybridfähre auch für reinen Elektro-Antrieb

In der Zukunft ohne Abgase? Die Hybridfähre kann auf Elektro-Antrieb umgerüstet werden, Fotos: multi-maritime.no

Hinter dem schwarzen Rumpf verbirgt sich ein „grüner“ Motor
Der Technologiekonzern ABB hat sein Engagement auf dem nordeuropäischen Markt verstärkt. Mit der Ausrüstung eines Hybridschiffs trägt das Unternehmen zur Reduzierung von Emissionen in den Fjordlandschaften bei.
Der Schweizer Spezialist für Antriebs- und Automatisierungstechnik erhielt jetzt den Auftrag, die norwegische Autofähre „MM 63 FC“ auszustatten. Das von Multi Maritime entworfene Schiff erhält einen schadstoffreduzierenden Hybridmotor, wird aber zusätzlich für einen reinen Elektro-Antrieb ausgerichtet. Den Bau der umweltfreundlichen RoPax-Fähre übernimmt die im Westen Norwegens gelegene Fiskarstrand Verft. Nach der Fertigstellung sollen bis zu 250 Personen und 60 Autos an Bord Platz finden. Mit diesem Projekt will Norwegens maritime Wirtschaft ihre Ambitionen im Umweltschutz unterstreichen, sind sich Schifffahrtsexperten sicher. Der skandinavische Küstenstaat gilt hinsichtlich elektrisch betriebener Fähren als absoluter Vorreiter. Auch ABB sieht dieses Projekt als erneuten Erfolg in Nordeuropa an, wo strengere Regularien „grüne“ Lösungen erfordern. Erst kürzlich erhielt der Systemanbieter den Auftrag, auch die „Seasight“ auszustatten, die auf dem als UNESCO-Weltnaturerbe deklarierten Nærøy fjord verkehren darf (THB 11. Dezember 2015).
Im Fall der MM63-Fähre wird das preisgekrönte „Onboard DC Grid System“ unter Deck verbaut, das den Energiefluss zwischen Speichern und Hauptverbrauchern regelt. Zwei 270-kWh-Batterien versorgen die Antriebe des symmetrischen Wasserfahrzeugs. Das Ener gieverteilungssystem ermöglicht eine hohe Effizienz bei variabler Drehzahl und Geschwindigkeit. Ferner werden die XXL-Batterien für sogenanntes „Peak Shaving“ eingesetzt. Dabei werden auftretende Lastspitzen geglättet, indem sich die Energiespeicher bei hoher Stromnachfrage entladen – andererseits gewinnen sie bei wenig Belastung wieder an Ladung. Dieser Vorgang hilft dabei, die Energie nachfrage hinreichend zu decken, und unterstützt die Generatoren, um auf einem optimalen Level zu arbeiten. Für ABB seien diese Systeme eine signifikante Methode, Emissionen und Energie zu sparen. Geschäftsführer Juha Koskela ergänzt: „Batterien spielen auf etlichen Schiffen für die Technologie eine zentrale Rolle – sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft.“
Als zukunftsträchtig erweist sich auch die Option, dass die Eigner-Reederei Torghatten Trafikkselskap zu einem späteren Zeitpunkt weitere 16 Batteriepakete an Bord installieren lassen kann. Somit könnte das Schiff vollständig elektrisch betrieben werden, was die Abgase schlagartig um 100 Prozent reduzieren würde.
Die vielen Fjorde Norwegens machen im Zusammenspiel mit den zerklüften Küsten einen hohen Einsatz von Fähren unumgänglich. Um das Ökosystem dabei so wenig wie möglich zu belasten, werden im Norden Skandinaviens immer mehr Elektro-Fähren eingesetzt. Entsprechende Konzepte werden dabei durch den norwegischen Staat direkt unterstützt. Die Gelder dafür stammen aus dem eigens dafür eingerichteten nationalen NOX-Fonds. flu