Weiterer Umweltpreis für Fähre „Ampere“

Norwegens Vorzeigeschiff in Sachen Umweltschutz, die zu 100 Prozent batteriebetriebene Fjordfähre „Ampere“, hat jetzt in London einen weiteren Preis erhalten.

Der „Ship Efficiency Award 2015“ wurde in der britischen Hauptstadt im Rahmen der London International Shipping Week (LISW) durch das im maritimen Umweltschutz tätige Unternehmen Fathom ausgelobt. Neben der norwegischen Fährgesellschaft Norled freut sich auch der deutsch-norwegische Schiffsklassifizierer DNV GL über die Auszeichnung. Er begleitete den gesamten technischen Entstehungsprozess für das auf der Werft Fjellstrand gebaute Fahrzeug. Die „Ampere“ wurde nach dem neuen Standard „1A1 LC R4 (nor) Car Ferry C Battery Power“ klassifiziert. Darüber hinaus hat DNV GL ein umfangreiches technisches Regelwerk rund um den innovativen Elektro-Batterie-Antrieb erarbeitet, da das Unternehmen das Thema „grüne Schifffahrt“ seit vielen Jahren als eine Kernaufgabe betrachtet. Auch deutsche Technologie befindet sich an Bord des vollständig aus Aluminium gebauten Katamarans. Der Siemens-Konzern lieferte wesentliche Komponenten des innovativen Elektro-Antriebs (THB 20. Mai 2015) einschließlich der Batterie- und Steuerungstechnik. Das Antriebssystem trägt die Bezeichnung „BlueDrivePlusC“.

Die bislang als Einzelexemplar existierende Fähre verkehrt auf dem Sognefjord, dem längsten und zugleich ganzjährig eisfreien Fjord Norwegens zwischen den beiden Ortschaften Lavik und Oppedal. Für eine Überfahrt entlang der gut sieben Kilometer langen Route benötigt die rund 80 Meter lange und gut 20 Meter breite Elektrofähre etwa 20 Minuten. 34 Überfahrten pro Tag sieht damit der Regelfahrplan vor. Die Transportkapazität der vom norwegischen Verkehrsministerium mit unterstützten Fähre liegt bei 120 Fahrzeugen, Lkw und Pkw, sowie 360 Passagieren.

Angetrieben wird das Fährschiff von zwei Elektromotoren (Siemens) mit einer Leistung von 450 kW. Für die An- und Ablegemanöver stehen zwei 450 kW leistende Azimuth-Thruster zur Verfügung. Die Stromversorgung erfolgt über ein 1-MWh-Lithium-Ionen-Batterie-Set. Das Speichermedium wiegt eine Tonne. Während der kurzen Liegezeiten zum Be- und Entladen der Fähre wird die Batterie über das öffentliche Energienetz mit aus Wasserkraft gewonnenem Strom nachgeladen.

Der 100-Prozent-Batteriestrom-Betrieb sorgt dafür, dass das Fahrzeug mit einer ausgezeichneten Umweltbilanz dasteht: Hochrechnungen des Betreibers und der Klassifikationsgesellschaft besagen, dass auf Jahresbasis im Vergleich zu einer bau gleichen, konventionell angetrieben Fähre rund eine Million Liter Diesel, 570 Tonnen CO

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und 15 Tonnen Stick oxide eingespart werden.

Die norwegische Regierung verfolgt das Ziel, dass innerhalb der Küstengewässer des Landes, geprägt durch komplexe, besonders umweltsensible Schären- und Fjordsysteme, künftig mehr grüne Schifffahrt stattfindet. Zur Jahresmitte wurde dazu eine neue maritime Strategie verabschiedet, die als „grünes Küstenschifffahrts-Programm“ bezeichnet wird. Bei den Antriebssystemen spielt für Norwegen der LNG-Antrieb eine ganz zentrale Rolle. Dabei hat das Land den großen Vorteil, dass es über gewaltige Gasvorkommen verfügt. In zahlreichen Fjorden verkehren inzwischen bereits moderne Doppelend-Fracht- und -Passagierfähren mit LNG-Antrieb im Regelverkehr. Anders als in Deutschland, wo insbesondere bei den Genehmigungsbehörden das Thema eher verzögernd behandelt wird, genießt der LNG-Antrieb in Norwegen sowohl bei den Behörden als auch bei der Bevölkerung höchste Akzeptanz. Allerorten sind neue LNG-Versorgungsstationen geplant.

Die anspruchsvolle Topografie des skandinavischen Landes mit seinem weit verzweigten Wasserwegenetz hat dazu geführt, dass ein in dieser Form bemerkenswertes Fährsystem aufgebaut wurde. Die Fahrzeuge sind damit die Verlängerung des Straßennetzes über die Wasserflächen hinaus und Teil der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur. Die Fähren selbst gibt es dabei in den unterschiedlichsten Größen und technischen Konfigurationen.

Die Fähr-Betreibergesellschaft Norled AS gehört zu den großen Unternehmen des Landes und disponiert über eine Flotte von rund 80 Einheiten. Der Stammsitz befindet sich in Stavanger mit Niederlassungen in Bergen und Oslo. Das Unternehmen beschäftigt landesweit rund 1000 Mitarbeiter und ist eine hundertprozentige Tochter von Det Stavangerske Dampskibsselskap AS. EHA

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