120.000 Schiffe betroffen

Ab kommendem Jahr gelten weltweit neue Regelungen (Bild: NEI Technology)
„Die Uhr tickt.“ So lautete eine der zentralen Aussagen des Vortrags „Neuerungen zu Ballastwasser Management Systemen“ von Ramona Zettelmaier.
Der Reeder und Makler Club Hamburg (RuM-Club) hatte die Senior Marine Client Managerin von Bureau Veritas Hamburg als Referentin für das Thema gewinnen können. Denn mit Finnlands Ratifizierung der IMO-Ballastwasser-Konvention (THB 7. September 2016) wurde die Frist gesetzt: Die Regelung wird am 8. September 2017 in Kraft treten. Weltweit werden dann insgesamt rund 120.000 Schiffe betroffen sein. Wenngleich derzeit noch über etwaige Toleranzen verhandelt wird – so könnten Fahrzeuge, die innerhalb von drei Jahren verschrottet werden, ausgenommen werden –, appellierte Zettelmaier an die Anwesenden: „Kümmern Sie sich schon heute darum, nicht erst im nächsten Sommer.“
Dabei stellte sie jedoch auch die Schwierigkeiten heraus, die mit der Einführung der Konvention einhergehen. So zum Beispiel abweichende Standards von IMO und der US Coast Guard (USCG). Nicht zuletzt müsse wegen des höheren Anspruchs der USCG auch die Verfügbarkeit von Ballastwasser-Management-Systemen hinterfragt werden. Aktuell befänden sich lediglich 17 verschiedene Anlagen im Prozess, die Genehmigung der US-Behörde zu erhalten. Erst kürzlich hatte es noch mehr als 50 Anbieter gegeben.
Viele hätten sich aus dem Markt zurückgezogen, manche mussten wegen der hohen Investitionen und Entwicklungskosten sogar Insolvenz anmelden. Schiffseigner müssten nun unter Umständen mit erheblichen Lieferschwierigkeiten rechnen.
Doch auch das stellte Zettelmaier heraus: Die Ballastwasser-Konvention könnte den Markt beleben. „Wir werden einen sichtbaren Flaschenhalseffekt erleben“, erklärte sie. Es werde davon ausgegangen, dass eine hohe Anzahl vor allem älterer Schiffe nicht der Konvention entsprechend aufgerüstet wird. Da diese dann nicht mehr im internationalen Einsatz erlaubt sind, würde sich die Gesamttonnage der Welthandelsflotte verringern. Ob das reicht, den beträchtlichen Überkapazitäten entgegenzuwirken, bleibe abzuwarten. Sicher sei lediglich: „Die Konvention kommt. Sie wird nicht zurückgezogen.“
Trotz eines eher ungemütlichen Themas im achten Jahr der Schifffahrtskrise war Johannes Pfeiffer, 1. Vorsitzender des RuM-Clubs, zufrieden mit dem ersten Vortragsabend nach der Sommerpause. „Heute hat sich herausgestellt, was für ein Rattenschwanz daran hängt“, sagte er nach der Präsentation und bedankte sich auch bei den zahlreich erschienenen Club-Mitgliedern. Die Beteiligung zeige, wie wichtig das Thema für die Branche ist.
Im Oktober gehen die Vortragsabende in die nächste Runde. Dann, kündigte Pfeiffer an, steht die Sicherheit auf Tankschiffen im Mittelpunkt. ger