Die Ems gerät aus dem Gleichgewicht

Das Emssperrwerk ist ein wasserwirtschaftliches Großbauwerk des Küstenschutzes, Foto: Meyer Werft
371 Kilometer von der Quelle bis zur Mündung – die Ems ist einer der längsten Flüsse, die komplett durch Deutschland strömen. Aufgrund ihres schlechten ökologische Zustands gilt sie aber auch als größter Problemfluss das Landes.
Vertiefungen: Die Ems wird seit Jahrzehnten ausgebaggert und vertieft, begradigt und befestigt. Das Ausmaß wächst mit der Größe neuer Kreuzfahrtschiffe, die von der Meyer Werft in Papenburg über die Ems in die Nordsee überführt werden. Seit den 80er Jahren gerät das Flusssystem zunehmend aus dem Gleichgewicht, der Verlauf der Gezeiten ist gestört.
Schlick: Die Veränderung der Tide hat Folgen. Mit der Flut strömt mehr Schlick aus der Nordsee in die Ems als mit der Ebbe wieder heraus. Dabei werden große Schlickmengen flussaufwärts gedrückt und müssen jährlich mit Millionenaufwand ausgebaggert werden.
Wasserqualität: Trotz Wasserrahmenrichtlinie und anderer Maßnahmen ist der Sauerstoffgehalt der Ems gesunken. Im Sommer könnten Fische in der Unterems wegen Atemnot kaum leben, heißt es bei der Umweltstiftung WWF.
Stickstoffe: Bundesweit ist die Ems Negativ-Spitzenreiter auf der Liste der Flüsse, in denen die Nährstoffeinträge verringert werden müssten. 48 Prozent weniger Stickstoffe sollten es an der Ems sein, 30 Prozent Minderung an der Weser und 22 Prozent an der Elbe. Diese Werte hat das Bundesumweltministerium kürzlich zu einer Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag errechnet. Ihr Abgeordneter Peter Meiwald fordert als Konsequenz eine nationale Stickstoffstrategie und einen echten Strukturwandel in der Landwirtschaft.
Überdüngung: Die schädlichen Folgen von Überdüngung, vor allem durch die Landwirtschaft, reichen bis in den Küstenraum. Algenarten könnten sich ausbreiten und den Lebensraum anderer Pflanzen stören, so der niedersächsische Landesbetrieb NLWKN.
Verklappungen: Schlick und Sand, die Baggerschiffe aus dem Flussbett holen, werden an anderen Stellen wieder in der Ems verklappt. Aktuell wollen die Niederländer ihre Fahrrinne für große Schiffe vertiefen. Mehr als zwei Millionen Kubikmeter Sand sollen in einem Schutzgebiet in der Nähe von Borkum verklappt werden. Dies müssen deutsche Stellen genehmigen, denn eine Schüttstelle liegt auf niedersächsischem Gebiet.
Masterplan: Hilfe soll der auf 35 Jahre angelegte Masterplan Ems bringen. Darauf hatten sich 2014 die Naturschutzverbände WWF, BUND und NABU, die Landräte der Kreise Emsland und Leer, die Stadt Emden und Vertreter von Land und Bund sowie die Meyer Werft geeinigt. Der Plan sieht umfangreiche Maßnahmen gegen die Verschlickung vor, darunter den Ankauf von Ausgleichsflächen, den Bau von Speicherbecken und eine Umrüstung des Emssperrwerks.
Niedersachsen: Trotz Kritik hält die niedersächsische Landesregierung an dem Masterplan Ems fest. Erste Ergebnisse für technische Lösungen sollen Ende 2016 vorliegen. dpa/bre