E-Antrieb als Standard auf Binnengewässern

„Rollout“ ins Wasser: Der neue Öko-Katamaran schwimmt, Fotos: Schwandt

„Rollout“ ins Wasser: Der neue Öko-Katamaran schwimmt, Fotos: Schwandt


Großes Rollout bei den beiden Stralsunder Schiffbauunternehmen Formstaal GmbH & Co. KG und Ostseestaal GmbH & Co. KG: Am Dienstag wurde ein neues Elektro-Solar-Fahrgastschiff zu Wasser gelassen.
Bestellt wurde das Passagierschiff von der Reederei Weiße Flotte GmbH. Der Neubau sei das sechste Schiff, das die Reederei bei der Firma Ostseestaal in Auftrag gegeben hat, betonte Knut Schäfer, Geschäftsführer der Weiße Flotte GmbH und Tochterunternehmen, bei der Übergabe. Er wertete diese Kundentreue zudem als Beweis für die „verlässliche Zusammenarbeit zwischen der Reederei und dem Hersteller“. Schäfer sieht in dem nunmehr vollendeten Auftrag auch einen Beleg dafür, dass es sein Unternehmen ernst nehme mit einem umweltfreundlichen Schiffsbetrieb. Zugleich beanspruchte er für den Betrieb selbstbewusst so etwas wie „eine Marktführerschaft im Bereich der maritimen Elektromobilität in Deutschland“. Gegenwärtig würden auf Jahresbasis rund 750.000 Fahrgäste nur mit den E-Booten der Weißen Flotte befördert.
Das jetzt abgelieferte, 18,5 Meter lange Fahrgastschiff ist das erste von derzeit drei bei Formstaal/Ostseestaal im Bau befindlichen Elektro-Solarschiffen, das die Halle verlassen hat. Am 18. Januar diesen Jahres wurde das als Katamaran konstruierte Aluminium-Schiff auf Kiel gelegt. Am Mittwoch fand im Beisein von Infrastruktur minister Christian Pegel eine erste Probefahrt statt.
Nach seiner seeseitigen technischen Erprobung wird es am 31. Juli an seinen Auftraggeber abgeliefert. Künftiges Einsatzgebiet ist der Mittellandkanal. Die Firmen Formstaal und Ostseestaal sind davon überzeugt, dass sich das E-Antriebs-Konzept gerade bei Fahrzeugen durchsetzen wird, die auf Binnengewässern und in küstennahen Zonen zum Einsatz kommen. Das meint jedenfalls Ingo Schillinger, Senior Sales Manager bei den beiden Unternehmen.
Neben dem jetzt abgelieferten Passagierschiff fertigen die beiden in der Hansestadt Stralsund ansässigen Betriebe gegenwärtig zwei weitere Elektro-Solarschiffe. Dabei handelt es sich jedoch um einen anderen Bautyp.
Im Auftrag eines Berliner Unternehmens entsteht ein sogenanntes Seminarschiff. Es soll als schwimmende Tagungslounge zum Einsatz kommen und dabei an Bord Platz für bis zu 200 Gäste bieten.
Darüber hinaus fertigt Formstaal für die Gemeinde Oberbillig an der Mosel (Landkreis Trier-Saarburg) eine emissionsfreie Autofähre. Einmal in Fahrt, wird die E-Fähre bis zu 45 Fahrgäste und sechs Autos pro Überfahrt über die Mosel aufnehmen.
„Unser Antrieb ist die Sonne, wir bringen die E-Mobilität aufs Wasser“, betont Dr. Thomas Kühmstedt, Geschäftsführer bei Formstaal. Je nach Einsatzraum sind die umweltfreundlichen Fahrzeuge bis zu 45 Meter lang und neun Meter breit. Die Beförderungskapazität liegt dabei bei bis zu 250 Personen.
Um die Solarschiffe wirtschaftlich betreiben zu können, nutzen die Konstrukteure alle technischen Möglichkeiten der Leichtbauweise. Bevorzugtes Material für die Rumpfstrukturen ist dabei Aluminium. Zudem legen sie besonders großen Wert auf eine strömungsoptimierte Linienführung des Rumpfes. Energieverbrauchsquellen im Bordbetrieb sind so bemessen, dass sie mit nur geringen Strommengen trotzdem eine hohe Nutzleistung erzeugen. Beispiel Beleuchtung: Hier kommen vor allem sparsame LED-Lampen zum Einsatz. Ingo Schillinger zum Energiekonzept an Bord: „Unsere Schiffe benötigen im Vergleich zu konventionellen Schiffen für das gleiche Ergebnis nur ein Viertel der Antriebsleistung.“
Mit großem Nachdruck treibt Norwegen den Einsatz von Hybrid- und auch reinen E-Fähren voran. Damit soll die Emissionsbelastung in den umweltsensiblen Fjordzonen deutlich verringert werden. In Norwegen stellen die Hunderte im Einsatz befindlichen Fähren unterschiedlicher Größe so etwas wie „schwimmende Brücken“ dar.
Ein besonders innovatives Konzept verfolgt dabei aktuell das noch vergleichsweise junge Unternehmen The Fjords. Es betreibt bereits eine vollständig aus Karbon gefertigte Katamaran-Fähre, die zwischen den über ein Fjord-System verbundenen Häfen Flam und Gudvangen verkehrt. Die aktuell in Fahrt befindliche „Vision of the Fjords“, die bis zu 400 Passagiere beherbergen kann, bekommt eine vollständig mit E-Antrieb fahrende Schwester, die „Future of the Fjords“ (THB 8. Juni 2017). EHA