Emden initiiert erstes Wasserstoff-Projekt
Wie kann Wasserstoff aus regenerativen Energien nachhaltig erzeugt und unterschiedlichen Nutzern im Hafen zur Verfügung gestellt werden? Diese Frage stand im Zentrum der Potenzialstudie „WASh2Emden“, die vor einigen Monaten abgeschlossen wurde
Die Idee von „WASh2Emden“ setzt an der Lage und der Bedeutung des Universalhafens Emden für die Windenergie an. So sprechen seine Nähe zu den Windparks der Region sowie seine vielseitige Umschlagstruktur für Emden als den Wasserstoffstandort. Ziel ist, die Emissionen beim landseitigen Hafenbetrieb, in der Logistik sowie bei den im Hafen liegenden Schiffen zu reduzieren. Abschließend soll die technisch sinnvollste und zugleich wirtschaftlichste Wasserstoffversorgungskette im Hafen aufgezeigt werden.
Die von Niedersachsen Ports (N-Ports) koordinierte Studie untersuchte die bestehenden Quellen zur Wasserstoffherstellung, befasste sich mit den Möglichkeiten der Distribution inklusive der Wasserstoffinfrastruktur und -speicherung und analysierte die Einsatzfelder des neuen Energieträgers in Emden. Angestrebt wird, den zur Verfügung stehenden Überschuss-Windstrom zu nutzen, um ihn mittels Elektrolyse in Wasserstoff umzuwandeln. „Druckbehälter in containerisierten Systemen eignen sich für die Speicherung und einen standardisierten Transport. Der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur zählt zu den ersten Schritten für eine Wasserstoffwirtschaft in Emden, deren Einsatzpotenziale insbesondere bei Geräten, Anlagen und Fahrzeugen attraktiv sind“, fasst Katja Baumann, Geschäftsführerin der am Projekt beteiligten Mariko GmbH zusammen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich grundsätzlich Züge, Busse, Gabelstapler, Kleintransporter, Flurförderfahrzeuge, Zugmaschinen sowie Lkw und Pkw für eine Umstellung auf Wasserstoff eignen.
Insgesamt wurde im Rahmen von „WASh2Emden“ anhand einer Datenanalyse der im Hafen genutzten fossilen Energieträger festgestellt, dass der Einsatz von Wasserstoff in allen derzeit fossil betriebenen Umschlaggeräten und Straßenfahrzeugen die CO2-Emissionen des Emder Hafens um 10.500 Tonnen reduzieren kann, was rund acht Prozent der Gesamtemissionen entspricht.
Das Projekt „HydroChain“ soll der erste Schritt sein, diese Emissionseinsparungen zu erreichen, indem erste Anwendungen in Umschlaggeräten sowie im ÖPNV- und Pkw-Bereich umgesetzt werden, die bisher mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Katja Baumann erklärt: „Mit ,HydroChain‘ wollen wir an die Erkenntnisse der Potenzialstudie anknüpfen und die Umsetzungsphase starten. Unser Ziel ist es, den lokal erzeugten Windstrom zur Erzeugung von Wasserstoff zu nutzen, um diesen im Hafenbereich als CO2-neutralen Kraftstoff zu etablieren. Es ist ein Pilotprojekt, mit dem wir den Einstieg in den Wasserstoffmarkt ebnen wollen.“
Im Zuge des derzeit in Vorbereitung befindlichen Projekts sind unter anderem die Errichtung eines Elektrolyseurs, einer öffentlich zugänglichen Wasserstofftankstelle sowie einiger Betriebstankstellen und die Anschaffung erster Wasserstofffahrzeuge vorgesehen. Da die Wasserstoffelektrolyse und -speicherung modular aufgebaut ist, lassen sich die Kapazitäten bei steigendem Bedarf weiter erhöhen.
Die Gesamtprojektstruktur gliedert sich in vier Hauptbereiche: Wasserstofferzeugung und -speicherung, Wasserstofftankstellen, Wasserstoffanwendungen sowie das Informationsmanagement. Letzteres soll mit dem H2-Infozentrum die Brücke zwischen Projektbeteiligten, Öffentlichkeit sowie weiteren an Wasserstoffanwendungen im Emder Hafen interessierten Akteuren bilden. Hier soll gezielt über die Möglichkeiten der Wasserstoffanwendungen informiert, zu Fördermitteln beraten sowie der Kontakt zu den Projektpartnern hergestellt werden. mg/bek