Emssperrwerk soll als Schlickbremse Gezeitenstrom verringern

(Bild: NLWKN)
Kann das Emssperrwerk bei Gandersum (Kreis Leer) nicht nur vor Sturmfluten schützen, sondern auch vor zuviel Schlick im Fluss? Davon gehen Gutachter einer neuen Studie aus, die das Modell einer "Schlickbremse" für technisch machbar und für wirksam halten.
An dem Bauwerk direkt seien keine Umbauten nötig, sagten Behördenvertreter am Donnerstag in Oldenburg. Allerdings müsse die Sohle im Flussbett für Kosten von bis zu 40 Millionen Euro verstärkt werden. Die "flexible Tidensteuerung" könnte erstmals 2020 eingesetzt werden - wenn zuvor noch einige Hürden genommen werden.
Die Machbarkeitsstudie für die "Schlickbremse" ist ein Kernpunkt im Masterplan Ems 2050. In diesem Projekt haben sich 2015 der Bund, das Land Niedersachsen, die Landkreise Emsland und Leer, die Stadt Emden sowie Umweltverbände und die Papenburger Meyer Werft zusammen geschlossen. Ziel ist der Ausgleich zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen an der Ems als Lebensader der regionalen Wirtschaft. Lokale Naturschützer bezweifeln jedoch den Nutzen des in der Region umstrittenen Vertrages.
Zuvor hatte die EU Druck gemacht und mit einem Verfahren wegen der Verletzung von Natur- und Umweltschutzvorschriften gedroht. Denn der Fluss leidet an Sauerstoffmangel und Verschlickung: Durch Ausbauten und Baggerarbeiten reißt die Flut große Mengen an Sedimenten weit flussaufwärts. Dadurch kommt mehr Schlick hinein als bei Ebbe wieder heraus. Um die Schifffahrtstraße auf Tiefe zu halten, fallen jährliche Baggerkosten von 25 Millionen Euro an. Die Planer hoffen, dass sich diese Kosten durch den Einsatz des Emssperrwerkes verringern.
Erweiterte Sperrzeiten
Für die Manipulation der Tide könnten während der ersten Stunden beim Einlaufen der Flut alle Tore des Emssperrrwerkes geschlossen werden. So lange dürften jedoch keine Schiffe mehr passieren. Diese Sperrzeiten ließen sich zwar auf die Nachtstunden verlegen oder bei hohem Schiffsaufkommen sogar aufschieben. Noch ist aber unklar, wie die maritime Wirtschaft auf die Ankündigung derartiger Einschränkungen reagiert. "Wir halten Sperrzeiten von täglich zwei bis sechs Stunden für verträglich", sagte Markus Jänen vom Wasser- und Schifffahrtsamt Emden. Für das weitere Verfahren seien noch diverse Untersuchungen nötig. "Die ganze Materie ist sehr komplex", sagte Jänen. (lni)