„Fehn Pollux“ setzt auf die Kraft des Windes
Auch wenn niedrige Rohöl- und damit am Ende auch Bunkerkraftstoffpreise die Beschäftigung mit alternativen Antriebstechniken und Kraftstoffen tendenziell hemmen: Das Unternehmen Fehn Ship Management aus Leer setzt trotzdem auf technische Lösungen für die Zeit nach dem „billigen“ Öl.
Nachdem das mittelständische, inhabergeführte Schifffahrts- und Transportunternehmen bereits im Frühherbst 2015 angekündigt hatte, ein Schiff seiner Flotte mit einem Flettner-Rotor nachzurüsten, wird dieser Schritt jetzt vollzogen. Konkret geht es dabei um den unter Antigua-und-Barbuda-Flagge fahrenden Mehrzweckfrachter „Fehn Pollux“ (IMO 9135731). Der Carrier wurde 1996 gebaut, ist 89,77 Meter lang, 13 Meter breit und mit 2844 BRZ vermessen. Die Tragfähigkeit des 20 Jahre alten Trockenfrachters beträgt 4250 tdw. „Wir beschäftigen uns schon seit Langem mit alternativen Schiffsantrieben“, betont Matthias Hesse, Geschäftsführer von Fehn Ship Management. „Deshalb haben wir keinen Moment gezögert, als wir vom MARIKO in Leer gefragt wurden, ob wir uns an dem Projekt beteiligen wollen.“ Die Nachrüstung wird dabei finanziell bezuschusst, geht es doch auch darum, die Umweltfreundlichkeit des Seesschiffs, zumal in küstennahen Gewässern, mittel- und langfristig zu verbessern.
Der Rotor besteht aus einem 18 Meter hohen Zylinder mit einem Durchmesser von drei Metern. Von Mai 2015 an wurde er an Land, auf dem Gelände der Leeraner Schiffswerft SEC, auf Herz und Nieren geprüft – mit großem Erfolg. Der sogenannte „Eco Flettner WHC“ nutzt mit seinem großen Drehzahlbereich ein breites Spektrum an Windgeschwindigkeiten energetisch aus. Weil es noch keine Erfahrungen mit diesem Typ von Rotor an Bord eines Handelsschiffs gibt, sind umfangreiche Vorberechnun gen und Planungen erforderlich.
In Leer war der Frachter jetzt Gegenstand eines Besuchs von Wissenschaftlern der Hochschule Emden/Leer. Die Techniker werden nach der Installation des Rotors die Daten aus dem täglichen Betrieb des Schiffes auswerten. Dabei gilt ihr besonderes Interesse der Frage, wie groß der zusätzlich gewonnene Schub aus Windenergie im Realbetrieb ist und wie viel Treibstoff durch den Einsatz des Rotors eingespart werden kann.
Zur Aufnahme des Rotors muss die „Fehn Pollux“ mit einer Backhaube auf dem Vorschiff ausgerüstet werden. Der eigentliche Rotor ist Teil des deutsch-niederländischen INTERREG-4-A-Projekts „MariTIM“, Teilprojekt „Wind Hybrid Coaster“.
Das Unternehmen Fehn Ship Management ist Teil der mittelständischen EMS-Fehn-Group. Sie disponiert über 20 Schiffe und beschäftigt rund 420 Mitarbeiter im See- und Landbetrieb. EHA