Flüssiggas als Treiber für Innovationen

Direktverladung aus einem LNG-Tank-Lkw in einen Spezialwaggon im Hafen Brunsbüttel (Foto: Arndt)
Die Nutzung von Flüssig erdgas als Alternativkraftstoff in der Schifffahrt und als Treiber für Innovation und Umweltschutz stößt auf reges Interesse. Rund 150 Besucher aus Wirtschaft und Politik waren jetzt der Einladung der maritimen Verbände zum parlamentarischen Abend in Berlin gefolgt, um sich über die Bedeutung von LNG (Liquefied Natural Gas) für die maritime Wirtschaft und über aktuelle LNG-Vorhaben zu informieren.
Zu den Veranstaltern zählten der Verband Deutscher Reeder (VDR), der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und die Maritime LNG Plattform.
Den Verbänden geht es beim Thema LNG vor allem um zwei Dinge: Zum einen lassen sich durch den Einsatz von Flüssiggas Emissionen senken. Zum anderen wird die Innovationskraft der maritimen Wirtschaft erhöht.
Zu Beginn des Parlamentarischen Abends stellte Michael Thamm, CEO der Costa Gruppe, seine Pläne für den Bau und den Einsatz von LNG-betriebenen Kreuzfahrtschiffen vor. Im Anschluss diskutierten Vertreter der maritimen Verbände mit den Staatssekretären Uwe Beckmeyer aus dem Wirtschaftsministerium, gleichzeitig maritimer Koordinator der Bundesregierung, und Enak Ferlemann aus dem Verkehrsressort. Dabei ging es den Verbänden vor allem um die Umsetzung ihrer Forderungen.
Reeder von LNG überzeugt
Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR, hob das Engagement der deutschen Reeder beim Einsatz des schadstoffarmen Treibstoffs LNG hervor. Die Unternehmen seien vom Zukunftspotenzial des LNG-Treibstoffs überzeugt. Eine breite staatliche Anschubförderung sei jedoch Voraussetzung, um die schiffsseitige Nachfrage nach LNG zu erhöhen, Investitionsrisiken abzufedern und die Wettbewerbsbedingungen mit anderen EU-Staaten zu vereinheitlichen.
VSM-Präsident Harald Fassmer betonte die Notwendigkeit von intensivierter Forschung und Entwicklung, Innovationsförderung und harmonisierten Vorschriften, um LNG in der Schifffahrt zu etablieren. Im Hinblick auf die Überwindung von Investitionshürden führte Fassmer aus: „Das Investitionsförderprogramm zugunsten der Reeder wird vom VSM unterstützt, sofern sichergestellt wird, dass mit der Förderung Wertschöpfung und Umweltschutz in Deutschland und Europa erreicht werden und kein Know-how zu Wettbewerbern abfließt, die sich nicht an WTO- und IPR-Standards halten.“ Die deutsche maritime Industrie habe sich bereits eine ausgezeichnete Expertise bei der Realisierung erster LNG-Projekte erworben. Diese Lernkurve sei zu nutzen, um LNG zum weiteren Durchbruch zu verhelfen.
ZDS-Präsidiumsmitglied Sören Jurrat sieht die Seehäfen im Hinblick auf ihre strategische Schnittstellenfunktion für die land- und seeseitige Güterlogistik als ideale Standorte für die allgemeine LNG-Versorgung an. Doch auch bei gesteigerter Nachfrage von LNG durch die Schifffahrt würden sich LNG-Lager- und Tankmöglichkeiten bestenfalls mittelfristig wirtschaftlich rechnen. Die Förderung von LNG-Infrastruktur durch die öffentliche Hand sei der notwendige erste Schritt.
Diskussionsrunde
In einer zweiten Diskussionsrunde mit den maritimen Sprechern der vier Bundestagsfraktionen, Rüdiger Kruse (CDU), Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD), Herbert Behrens (Linke) und Dr. Valerie Wilms MdB (Grüne) sowie dem Berichterstatter für die Ausgaben des Bundesverkehrsministeriums im Haushaltsausschuss, Norbert Brackmann (CDU), wurden die aus Branchensicht notwendigen Rahmenbedingungen thematisiert, um die Nutzung von LNG in der maritimen Wirtschaft zu fördern.
„Die Bundesregierung und die Fraktionen haben die hervorgehobene Bedeutung von LNG für eine saubere Schifffahrt klar erkannt und handeln mittlerweile auch entsprechend, damit sich LNG in der maritimen Wirtschaft durchsetzt“, fasste Georg Ehrmann, Geschäftsführer der Maritimen LNG Plattform, den Abend zusammen. Um die Forderungen der maritimen Verbände umzusetzen, würde die Maritime LNG Plattform mittlerweile mit dem Bundesverkehrsministerium an der Entwicklung eines Förderprogramms für den Neu- und Umbau von LNG-getriebenen Schiffen und für Infrastruktur in den Häfen zusammenarbeiten. Auch bei der Entwicklung einheitlicher Standards gehe es voran. Ersten Treffen zwischen den Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene würden nun weitere folgen, um sich auf eine einheitliche Rechtsanwendung zu einigen. fab