Gefahr aus der Tiefe belastet die Meere

Ankertauminen kommen an die Wasseroberfläche, Fotos: Behling (1), Deutsche Marine

Alte Munition erfordert neue Lösungen
Das Problem von Munition im Meer ist gigantisch.
Noch immer lagern allein in deutschen Küstengewässern mehr als 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition. Verladen auf einen Güterzug wäre dieser mehr als 3000 Kilometer lang. Jetzt hat das Umweltministerium Schleswig-Holstein den vierten Fortschrittsbericht „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Entwicklungen und Fortschritt“ veröffentlicht.
„Der Bericht macht seinem Namen alle Ehre. Wir kommen bei der Suche nach Lösungen endlich voran“, sagt Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Hervorzuheben sei dabei das Ende 2015 gestartete Forschungsprojekt RoBeMM. Ziel ist es, Munition auf dem Meeresgrund vollautomatisch zu beseitigen. Hierfür soll ein robotisches Verfahren zur Unterwasserbergung und Entsorgung von Munition im Meer geschaffen werden, inklusive Technik zur Delaboration.
Parallel dazu werden in einem zweiten Projekt mit dem Titel UDEMM (Umweltmonitoring zur Überwachung der Delaboration von Munition im Meer) wissenschaftlich gesicherte Methoden als Werkzeuge eines Umwelt-Monitorings entwickelt, mit denen die munitionsbelasteten Meeresgebiete vor und während einer Kampfmittelbeseitigung überwacht werden können.
"Praktikable Räumung"
„Schleswig-Holstein und den Projektpartnern ist es gelungen, hierfür 5,2 Millionen Euro Fördermittel beim Bund einzuwerben. Beide Forschungsprojekte zusammen sollen die Voraussetzungen für eine umweltverträgliche, praktikable Räumung schaffen. Der Weg bis zur Umsetzung ist noch weit, aber ein Anfang ist gemacht“, so Habeck.
Trotzdem nahm die Zentrale Meldestelle im Berichtsjahr 218 Hinweise (2014: 117) entgegen, die Ereignisse mit insgesamt 8098 Objekten beschrieben (2014: 5390 Stück). Die Zusammenfassung aller Meldungen aus dem Küstenmeer und von den Offshore-Baustellen auf hoher See ermöglichen diese Darstellung und eine einheitliche Bewertung. Die Zentrale Meldestelle im Maritimen Sicherheitszentrum Cuxhaven bereitet darüber hinaus auch die Berichterstattung im Rahmen des Europäischen Meeresschutzes und der Regionalen Konventionen OSPAR (Schutz der Nordsee) und HELCOM (Schutz der Ostsee) vor.
Trotz der weiter ansteigenden Zahl von Munitionsfunden auf Offshore-Baustellen ist kein Unfall mit dieser gefährlichen Altlast bekannt geworden. So konnte zum Beispiel das Fahrwasser der Kieler Förde ohne Störungen von weiteren Blindgängern befreit werden, die hier seit dem 2. Weltkrieg unentdeckt gelauert hatten (THB 25. Januar 2016).
Den aktuellen Bericht zur Munitionsbelastung finden Sie im Internet unter: www.munition-im-meer.de
Zu den Projekten
UDEMM wird über das Nationale Förderprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit 1,6 Millionen Euro gefördert. Koordiniert wird das Projekt vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Partner sind das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Es ist am 1. März 2016 gestartet und auf drei Jahre angelegt.
Das Projekt RoBeMM wurde von einem Entwicklungsverbund aus Industrie und Forschung unter Leitung der Heinrich Hirdes EOD Services GmbH, mit Unterstützung des Kieler GEOMAR und des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, beantragt.
RoBeMM wird mit rund 3,6 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Ziel des ebenfalls dreijährigen Projektes ist es, eine Maschine zu entwickeln und zu testen, die am Meeresgrund liegende Munition vollautomatisch unschädlich macht und deren giftige Inhaltsstoffe umweltgerecht entsorgen kann. FBi
Noch mehr Infos unter:
http://www.munitionsraeumung-meer.de/nationale-forschung/robemm