Geomar stellt „Jago“ 2021 außer Dienst

Kaltwasserkorallenriffe vor der Küste Norwegens waren in den vergangenen Jahren eines der Haupteinsatzgebiete von „Jago“, Foto: Maike Nicolai/Geomar (CC BY 4.0)

Forschungstauchboot „Jago“ während einer Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff „Poseidon“ vor Spitzbergen, Foto: Karen Hissmann/Geomar (CC BY 4.0)
„,Jago‘ ist nicht einfach nur eines unserer Arbeitsgeräte. Mit ,Jago‘ verbinden viele Forscherinnen und Forscher einzigartige Einblicke und Entdeckungen in ansonsten verborgene Unterwasserwelten. Auch deshalb ist uns die Entscheidung, ,Jago‘ nun in den Ruhestand zu versetzen, nicht leicht gefallen.“
Mit diesen Worten beschreibt Professorin Katja Matthes, Direktorin des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, die für 2021 beschlossene Außerdienststellung des einzigen bemannten Forschungstauchboots Deutschlands, das mehr als 30 Jahre lang im Einsatz war. Ein wesentlicher Grund für diese Entscheidung sei die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren kein Nachfolger für den Tauchbootpiloten Jürgen Schauer gefunden werden konnte. Der wird Ende 2020 in den Ruhestand gehen. Hinzu komme, dass die Nachfrage aus der Wissenschaft für die Nutzung von „Jago“ zuletzt zurückgegangen sei und die Nutzung ferngelenkter, autonomer Roboter zugenommen habe. Ferner wären zu einer zukunftsfähigen Modernisierung des Tauchbetriebes erhebliche Investitionen notwendig gewesen, teilt das Geomar mit.
Das für zwei Personen Besatzung und 400 Meter maximale Einsatztiefe ausgelegte Tauchboot „Jago“ wurde 1989 in Betrieb genommen. Es war zunächst am Max-Planck-Institut in Seewiesen bei München beheimatet. 2006 siedelte „Jago“ zusammen mit dem Erbauer und Piloten Jürgen Schauer sowie der Biologin und Einsatzkoordinatorin Karen Hissmann an das damalige Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar), dem Vorläuferinstitut des heutigen Geomar, nach Kiel um. Nach mehr als 1400 Tauchgängen und 4300 Stunden unter Wasser wird das Boot nach einem letzten Forschungseinsatz in Norwegen im kommenden Jahr außer Dienst gestellt.
Einsatz-Koordinatorin Hissmann bedauert die Stilllegung zwar sehr, kann die Entscheidung aber nachvollziehen. „Auch in der Meeresforschung wird immer mehr Robotik eingesetzt, und an Tauchgängen mit ferngelenkten Robotern können über die Bildschirme an Bord der Schiffe mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichzeitig teilnehmen als mit bemannten Tauchbooten“, berichtet die Biologin.
Ganz wollen die Kieler auf das kleine gelbe „U-Boot“ aber auch in Zukunft nicht verzichten. „Es wird als Botschafter für die Meeresforschung einen repräsentativen Platz am Geomar erhalten. Sollte die Kieler Meeresforschung einmal ein größeres Schaufenster bekommen, dann ist ,Jago‘ ganz bestimmt mit dabei“, kündigt Direktorin Matthes an. bek