Hoher Giftanteil in Hamburgs Hafenschlick

Hamburgs Senat und die Hamburg Port Authority (HPA) haben im vergangenen Jahr mehr als acht Millionen Kubikmeter belastetes Baggergut direkt vor dem Hafen neben den Naturschutzgebieten Neßsand und Mühlenberger Loch verklappt.

Der Schlick war unter anderem mit mehr als 230 Tonnen Arsen, Blei, Quecksilber und über 170 Kilogramm hochgiftigen Butylzinn-Verbindungen belastet. Das belegt der jetzt mit mehreren Monaten Verzögerung auf der HPA-Homepage zugänglich gemachte Jahresbericht (27 Seiten). „Die Veröffentlichung der brisanten Inhalte ist weder angekündigt noch mit einer Pressemitteilung erläutert worden“, kritisiert der ehemalige CDU-Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft Dr. Walter Scheuerl. Mit mehr als acht Millionen Kubikmetern Schlick, die im Auftrag der HPA im Jahr 2015 bei Neßsand entsorgt worden sind, hat die HPA seit 2005 die mit Abstand größte Menge belastetes Baggergut direkt vor dem Hafen bei den Naturschutzgebieten Neßsand und Mühlenberger Loch verklappt, so Scheuerl. Insgesamt sind 11,7 Millionen Kubikmeter Schlick durch Unterhaltungsmaßnahmen angefallen.

Das zwischen Neßsand und Blankenese verklappte Baggergut war nachhaltig mit Schadstoffen belastet. Nach eigenen Berechnungen beziehungsweise Schätzungen der HPA im Monitoringbericht 2015 enthielt der im vergangenen Jahr dort entsorgte Schlick unter anderem 67,4 Tonnen Arsen, 161,5 Tonnen Blei, 3,3 Tonnen Quecksilber und 172,4 Kilogramm hochgiftige Butylzinn-Verbindungen. Butylzinn-Verbindungen stammen vor allem aus Antifoulingfarben von Schiffen, sind inzwischen teilweise verboten und zählen zu den giftigsten Bioziden. Sie können das Hormonsystem beeinflussen und Nervenschäden verursachen. Vor allem aber sind sie für Wasserorganismen giftig und können in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.

Die HPA versuche die Verklappung des giftbelasteten Schlicks damit zu rechtfertigen, dass es sich nur um eine „Umlagerung“ des giftbelasteten Schlicks handele, der ja vorher bereits im Hafen sedimentiert gewesen sei. „Aber: Würde ein Hamburger Bürger im Hafen einen Kanister Gift aus dem Wasser fischen, dürfte er ihn selbstverständlich nicht bei Blankenese oder Rissen wieder ins Wasser werfen“, warnt Scheuerl. Mit dem Ausbaggern und der Entnahme des belasteten Schlicks gehe die Verantwortlichkeit für die sach- und umweltgerechte Entsorgung der Gifte auf die HPA über. Es spreche deshalb alles dafür, dass die Verklappung des belasteten Schlicks direkt neben den Naturschutzgebieten Neßsand und Mühlenberger Loch die EU-Wasser-Rahmen-Richtlinie und geltendes Umwelt- und Naturschutzrecht verletze.

„Wer, wie der Hamburger Senat, vor dem Bundesverwaltungsgericht um eine Fahrrinnenanpassung bei gleichbleibender Wasserqualität der Elbe streitet, darf nicht Hunderte von Tonnen giftiger Schwermetalle und Hunderte Kilogramm hochgiftiger Butylzinn-Verbindungen neben Naturschutzgebieten wie dem Mühlenberger Loch in die Elbe kippen“, verlangt Scheuerl. Die Beeinträchtigung des Hafenbetriebs durch die Verklappung mehrerer Millionen Kubikmeter Baggergut direkt vor dem Hafen, von wo sie durch den starken Flutstrom wieder in den Hafen gespült würden (sogenanntes Tidal Pumping), müsse endlich aufhören. Scheuerl fordert: „Die Verklappung des Hafen schlicks bei Neßsand muss gestoppt werden.“ FBi

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