Klare Position für LNG am Standort Wilhelmshaven

Experten aus Politik und Wirtschaft haben klar Position für LNG am Standort Wilhelmshaven bezogen.

Auf Einladung des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen und der LNG Initiative Nordwest hatten die Vertreter am Dienstag Potenziale der Versorgung mit Flüssiggas diskutiert. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies betonte, dass für Niedersachsen als „Küsten-, Werften- und Reedereiland“ eine „Infrastruktur für LNG geschaffen werden muss, um die Position weiterhin zu stärken“. Die Voraussetzungen im Hafen Wilhelmshaven seien dazu besonders gut. Diese Einschätzung teilten auch seine Mitstreiter in der einführenden Podiumsdiskussion: Matthias Groote, Mitglied des Europäischen Parlaments, will in Brüssel anregen, die aus Sicht der Experten hoch aufgehängten Sicherheitsvorschriften und bürokratischen Abläufe für das Betanken mit LNG zu verbessern.

Die Reeder Alfred Hartmann und Gerd Wessels zählen zu den „First Movern“, was den Transport und die Nutzung von LNG als Kraftstoff betrifft. Auch die Fassmer Werft geht mit der Auslieferung der ersten LNG-Neubaufähre unter deutscher Flagge wegweisende Schritte. Die Akteure bemängeln jedoch neben der Versorgungsinfrastruktur fehlende rechtliche und technische Standards. Zudem sei bei einem Neubau mit LNG-Antrieb mit einem 25 Prozent höheren Investitionsvolumen zu rechnen.

Jan Tellkamp vom DNV GL wies darauf hin, dass die Mehrkosten bei den Eignern hängen bleiben und zumeist nur die Charterer als Brennstoffkostenträger einen Vorteil aus dem Antriebssystem ziehen könnten. Eine Emissionsverminderung müsste aus seiner Sicht dem Investor, also dem Reeder zugutekommen. Förderprogramme sollten entsprechend darauf ausgerichtet werden.

Das Thema LNG ist in Wilhelmshaven nicht neu. Seit den 1970er Jahren gibt es Überlegungen der Deutschen Flüssigerdgas Terminal Gesellschaft (DFTG), einen Importterminal für LNG zu errichten. Die Umsetzung scheiterte bislang jedoch aufgrund der Marktsituation und der betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dass sich ein milliardenschwerer Importterminal – auch angesichts nicht ausgelasteter Terminals in den Nachbarländern – mittelfristig betriebswirtschaftlich rechnen kann, stellten viele Gäste der Veranstaltung infrage. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass die Schifffahrt in Deutschland LNG-Bunkerinfrastruktur benötigt und das Betanken von Schiffen per Lkw nur eine zeitlich begrenzte Option darstellen kann. Zumindest Bunkerschiffe/bargen müssten in Fahrt gesetzt werden, um den zunehmenden Bedarf an LNG-Treibstoff von Schiffen zu bedienen. Insbesondere den Wilhelmshavener Akteuren ist diese Lösung nicht genug: Sie plädierten für die nationale Unterstützung einer „großen Lösung“, um die Krisenfestigkeit der Energieversorgung in Deutschland zu erhöhen.

Mit großem Interesse wurde ein Konzept der Nord-West Oelleitung (NWO) aufgenommen, das vom Geschäftsführer Dr. Jörg Niegsch präsentiert wurde. Spezifikum dieses Vorhabens ist die Regasifizierung von LNG auf dem anliefernden Gastanker, wodurch Investitionen in landseitige Infrastrukturen deutlich reduziert werden können. Die Zwischenspeicherung könnte in den Kavernen in Friedeburg erfolgen, und eine direkte Einspeisung in das deutsche Ferngasnetz wäre möglich. Zusätzlich könnte die Versorgung maritimer Abnehmer und landseitiger Verbraucher wie Spediteure, Bahn-Operateure und Industrieunternehmen vorgenommen werden. fab

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