Kleinste Plastikteilchen belasten die Ostsee

Kleinste Plastikteilchen, sogenannte Mikro- oder Nanoplastik, werden zu einem immer größer werdenden Problem in Gewässern. "Auch die Ostsee ist davon betroffen", sagte Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) in Warnemünde.

Weltweite Forschungen, an denen auch das IOW beteiligt ist, sollen aufklären, wie schädlich die kleinen Plastikteilchen mit einer Größe von weit unter einem Millimeter sein können. Das IOW veranstaltet zusammen mit drei anderen in Rostock ansässigen Forschungszentren am Mittwoch den Ostseetag im Rostocker Stadthafen.

Die Teilchen sind in Peelings oder auch in Zahncremes enthalten. Sie sollen dazu beitragen, ähnlich wie feines Sandpapier, Beläge von der Haut oder den Zähnen zu rubbeln. Ihr Anteil in den Flüssigkeiten könne dem IOW zufolge bei etwa einem Drittel liegen. Die Teilchen gelangen zum Teil ungehindert in die Bäche, Flüsse und Ozeane.

Bislang gingen die Forscher davon aus, dass die Plastikteilchen im Körper von Fischen und letztlich auch von Menschen keinen direkten Schaden anrichten. Das gilt auch weiterhin, obwohl internationale Teams im Gewebe von Miesmuscheln Mikroplastik festgestellt haben: Für den Direktor des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann, gibt es bislang keinerlei Hinweise darauf, dass Plastikteilchen bei Fischen ins Gewebe wandern können. Es komme aber vor, dass im Mageninhalt von Fischen größere Plastikstücke gefunden werden. Das Problem daran sei primär, dass mit dem Plastik im Magen Volumen weggenommen wird.

Auch Waschmaschinen belasten das Meer

Wie Labrenz berichtete, entsteht Mikroplastik auch, wenn etwa eine Plastiktüte oder Verpackungen im Meer durch die permanente Reibung und UV-Bestrahlung zersetzt wird. Auch bei jedem Waschmaschinengang würden Tausende Mikrofaserpartikel in die Umwelt abgegeben.

Ein zusätzliches Problem sei, dass beim Zersetzen von Plastik die Oberfläche dramatisch vergrößert wird. Dort können sich Schadstoffe und Mikroorganismen anreichern und werden dann großflächig verteilt. Aktuelle Forschungen des IOW beschäftigen sich mit der Verteilung der Teilchen im Einzugsgebiet der Warnow. Diese Forschungen seien notwendig, um das Gefahrenpotenzial abschätzen zu können, sagte IOW-Forscher Labrenz. Erste Ergebnisse werden im Herbst erwartet.

Labrenz und Zimmermann riefen dazu auf, vor allem in Pflege- und Kosmetikprodukten kein Mikroplastik mehr einzusetzen. Auch eine Selbstverpflichtung des Einzelhandels, Plastiktüten zu reduzieren, könne dafür sorgen, Kunststoffabfälle zu vermeiden.

Open Ship

Im Rahmen des Ostseetags präsentieren sich im Stadthafen das IOW, das Thünen-Institut sowie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Rostock sowie das Deutsche Meeresmuseum Stralsund.
Zum Ostseetag werden auch die drei Forschungsschiffe "Deneb", "Elisabeth Mann Borgese" und "Solea" im Hafen erwartet und können den ganzen Tag besichtigt werden. An der Kaikante stehen die Wissenschaftler für Gespräche über ihre Forschungsthemen zur Verfügung. Eines der vielen Themen ist das Problem Mikroplastik, das in den kommenden Jahren vermutlich zunehmen wird. mv

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