LNG-Bunker-Premiere in Antwerpen

Schreibt gleich zweimal Geschichte: Die „Sefarina“ erhielt jetzt auch als erstes Seeschiff Antwerpens den neuen Sonderrabatt zur Senkung der Luftschadstoffbelastung im Scheldehafen, Foto: Port of Antwerp

Eines der wenigen LNG-Binnenschiffe, die bereits auf dem Rhein fahren: der 2013 in Dienst gestellte Binnentanker „Greenstream“. Er fährt in Charter von Royal Dutch Shell, Foto: Shell
Der Hafen Antwerpen setzt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer Standardversorgung von See- und Binnenschiffen mit umweltfreundlichem LNG.
Erstmals wurde jetzt im zweitgrößten europäischen Seehafen ein Seeschiff mit Flüssigerdgas beladen. Der Frachter ist für den Scheldehafen ein besonderes Schiff. Denn der zur niederländischen Reederei Chemgas BV gehörende, in diesem Jahr abgelieferte Spezialtanker „Sefarina“ (IMO 9715701) ist zugleich das erste Seeschiff, das in den Genuss des neuen Umweltrabatts kommt. Der Städtische Hafenbetrieb (Ge meen telijk Havenbedrijf Antwerpen, GHA) spricht vom sogenannten „Fein staub rabatt“. Er wird seit dem 1. Juni dieses Jahres all jenen Schiffen gewährt, die durch den Einsatz von besonderen Umwelttechnologien zur Verringerung der Luftschadstoffbelastung im Hafengebiet beitragen. Der Sonderrabatt kann in Ergänzung zu anderen Nachlässen bei den schiffsbezogenen Abgaben ausgeschüttet werden, wie dem bereits in zahlreichen Häfen weltweit gewährten ESI-Rabatt.
Seit 2012 wurden im flämischen Universalhafen verschiedene Binnenschiffe, die technisch so ausgerüstet sind, dass sie LNG in ihren Motoren verbrennen können, mit Flüssigerdgas bevorratet. Die europäische LNG-gestützte Binnenschiffsflotte befindet sich derzeit erst im Aufbau.
Wie bei den Binnenschiffen, so erfolgte auch die Anlieferung des alternativen Brennstoffs zum Produktentanker „Sefarina“ mit einem Tanklastzug. Er hatte zuvor LNG im knapp 90 Kilometer entfernten Küstenhafen Zeebrugge aufgenommen, das seit den späten 1980er Jahren über einen eigenen LNG-Importterminal verfügt. Zunächst nur als Zwischenlager und Umschlagdrehscheibe sowie als Einspeisepunkt für das landgestützte Gasnetz genutzt, wird der Terminal inzwischen zu einer LNG-Versorgungseinrichtung für See- und Binnenschiffe hergerichtet. Die Hafenverwaltung MBZ knüpft für die kommenden Jahre hohe Erwartungen an den Breiteneinsatz von LNG in der Verkehrswirtschaft, eines Tages dann auch als Alternativtreibstoff für Landverkehrsträger.
Im Falle der LNG-Beladung der „Sefarina“ ging es der Hafenverwaltung auch darum, die eigens für den Umgang mit Flüssigerdgas entwickelten Sicherheitsvorschriften und -rozeduren im Hinblick auf ihre Umsetzung zu überprüfen.
Derzeit arbeitet die Hafenverwaltung GHA an der Umsetzung eines neuen LNG-Bunkerstations-Konzeptes, einschließlich einer begrenzten Zwischenlagermöglichkeit. Für eine derartige Anlage hat die Hafenverwaltung ein Grundstück am seeschifftiefen Wasser auf dem Rechten Schelde ufer im Bereich des „Kai 528“ ausgewiesen. Für dieses Areal sucht der Hafenbetrieb einen Projektentwickler und Investor. Er bekommt dann im Gegenzug unter anderem eine mehrjährige Nutzungskonzession. Der GHA hofft, dass spätestens ab 2019 in einem ersten Schritt Binnenschiffe mit LNG-Antrieb über diese Einrichtung versorgt werden können.
Das „Pionierschiff“, der niederländische Produktentanker „Sefarina“ ist mit einem LNG-Dual-Fuel-Antrieb ausgerüstet. Er ist mit 2950 BRZ vermessen und hat eine Tragfähigkeit von 3150 tdw. Das 87 Meter lange und 15 Meter breite Schiff ist die zweite Einheit der Chemgas-Reederei, das mit LNG betrieben werden kann. Das Duo ist Kernbestandteil eines weiteren, 2012 aufgelegten Flottenerneuerungsprogramms. Die beiden Neubauten wurden auch mit EU-Mitteln bezuschusst, und zwar über das TEN-T-Programm.
Die Reederei Chemgas BV wurde 1985 gegründet. Seit 2003 ist sie Teil der deutschen Jaegers Group mit Stammsitz Duisburg. Die Anfänge des inhabergeführten Unternehmens reichen bis ins Jahr 1919 zurück. Die mittelständische Gruppe hat sich auf den Transport von Flüssiggütern, vor allem Treibstoffen und Chemikalien, auf Binnenwasserstraßen und auf hoher See spezialisiert. Heute disponiert sie über rund 200 verschiedene Einheiten.
Neben Antwerpen und Zeebrugge beschäftigt sich in Belgien nach THB-Informationen seit kurzem auch der kleine Küstenhafen Ostende mit dem Thema LNG. EHA