LNG-Fähre „Helgoland“ toppt Erwartungen

Pionierschiff in der Nordsee: Die mit LNG angetriebene Fähre „Helgoland“ ist ein Erfolg, Foto: Ems AG
Knapp fünf Monate nach der Taufe von Deutschlands erster Fähre mit LNG-Antrieb freuen sich die Betreiber der „Helgoland“ über positive Einsatzerfahrungen und den 1000. Passagier.
Vor wenigen Tagen absolvierte die rund 30 Millionen Euro teure, im Wechselverkehr zwischen Cuxhaven und Helgoland im Ganzjahresbetrieb eingesetzte Fähre ihre 100. Reise seit der Taufe am 11. Dezember 2015. Zu dem Festakt waren seinerzeit 350 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik nach Cuxhaven gekommen (THB 11. Dezember 2015). Peter Eesmann, Geschäftsführer der Reederei Cassen Eils, einer hundertprozentigen Tochter der AG-EMS-Gruppe, ist mehr als zufrieden: „Die Kinderkrankheiten sind so gut wie ausgeblieben, das heißt, die Erwartungen wurden übertroffen. MS 'Helgoland' hat sich durch verlässliche Einsatztage und ein wirklich hervorragendes Seeverhalten ausgezeichnet.“
Insbesondere die guten nautischen Eigenschaften des Schiffsneubaus machen Kapitän Ewald Bebber glücklich. Seine langjährigen Erfahrungen flossen auch in das Fährkonzept mit ein. Zudem begleitete er die physische Entstehung des auch mit EU-Geldern bezuschussten, innovativen Schiffes sozusagen im Kielwasser der Bauwerft. Bebber weiter: „Das Schiff wird wirklich gut angenommen, und die Gäste sind begeistert.“ Zudem werde das deutlich erweiterte Gastronomieangebot an Bord, verteilt über acht Salonbereiche im Schiffsinneren, sehr gut angenommen. Auch das neue Gepäckkonzept habe sich inzwischen gut eingespielt, so Bebber. Herzstück dieses Logistikkonzeptes ist das Containersystem, basierend auf Zehn-Fuß-Behältnissen. Davon können bis zu zehn Einheiten an Bord genommen werden. Für den Umschlag steht auf der Fähre ein eigener Bordkran zur Verfügung. Neben Trockencontainern können auch Kühlboxen aufgenommen werden. Die wiederum sind für die Helgoland-bezogenen Ver- und Entsorgungs-Warenverkehre von höchstem Interesse.
Die Jubiläumsgäste kamen aus Bayern. Gerade bei den Süddeutschen steht Urlaub an der Waterkant hoch im Kurs. „Helgoland“-Kapitän Bebber beglückwünschte Daniela Beständig und ihre Familie aus Füssen mit einem Dankeschön-Paket, zu dem unter anderem ein kräftiges Küsten-Frühstück an Bord gehörte.
Die „Helgoland“ wurde von der Fassmer-Werft in Berne gebaut. Der Stahlrumpf entstand dabei auf der polnischen Hullkon Ship Yard in Stettin und traf im Dezember 2014 auf eigenem Kiel, jedoch als Schleppzug bei Fassmer ein. An der Weser erfolgte dann in den Folgemonaten die Endausrüstung. Ursprünglich sollte die Inbetriebnahme der Fähre bereits im Sommer 2015 erfolgen, doch konnte der Termin aufgrund von technischen Problemen nicht gehalten werden (THB 15. Juli 2015). Die AG-EMS-Gruppe als Dachgesellschaft hatte jedoch von Anfang an das Pionierprojekt unter den Leitsatz gestellt: „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit.“
Die für rund 1060 Passagiere ausgelegte, rund 83 Meter lange und 12,80 Meter breite Fähre ist mit zwei Wärtsilä-Dual-Fuel-Motoren vom Typ 9L20 DF mit einer Leistung von je 1665 kW ausgerüstet. Zusätzlich sind drei MAN-Stromgeneratoren mit einer Leistung von je 500 kW eingebaut. Durch Zuschaltung dieser Generatoren kann die „Helgoland“ dann beispielsweise im Tidenstrom auf der Elbe auch die maximale Geschwindigkeit von 20 Knoten erreichen. Der LNG-Tank fasst gut 54 Kubikmeter. Mit der Firma Bomin Linde wurde ein langfristiger LNG-Liefervertrag geschlossen. EHA