Maritime Wende für saubere Schifffahrt

Politik und Wirtschaft in Deutschland müssen schnell Klarheit darüber gewinnen, ob die Bundespublik einen nationalen LNG-Importterminal bekommt und falls ja, an welchem Standort er verwirklicht werden sollte.

Das war der Tenor einer Veranstaltung der Maritimen LNG Plattform in Berlin mit rund 80 Vertretern aus den Bereichen Logistik, maritimer Wirtschaft, der Verwaltung und Politik. Die Gäste wurden begrüßt von Ole von Beust, Mitbegründer der Initiative. Der frühere Hamburger Bürgermeister ließ in seinem Einführungsvortrag die Geschichte der Plattform noch einmal Revue passieren. Er beschrieb sie als Erfolgs-Story auf dem Weg einer „maritimen Wende für eine emissionsärmere Schifffahrt.“

In den verschiedenen Wortbeiträgen arbeiteten die jeweiligen Referenten verschiedene Teilaspekte zu dem facettenreichen Themenkomplex LNG heraus.

So betonte beispielsweise Mahinde Abeynaike, CEO von Nauticor und Vorsitzender der Maritimen LNG Plattform, dass die Nachfrage nach diesem als umweltfreundlich eingestuften alternativen Energieträger schrittweise wachse, im Besonderen in der Schifffahrt. Nach Fähren würde LNG nunmehr auch vermehrt für Handelsschiffe oder auch Cruise-Liner in Betracht gezogen. Abeynaike wies darauf hin, dass zur weiteren Verbreitung von Flüssigerdgas in Deutschland auch die noch in der ehemaligen CDU/CSU-SPD-Koalition auf den Weg gebrachte LNG-Förderrichtlinie beitragen werden. Sie sei zunächst für neue Schiffe, aber auch für die Nachrüstung von Bestandsschiffen gedacht.

Die Förderrichtlinie ist die eine Seite, die konkreten Ausführungsbestimmungen die andere Seite. Auf sie warteten jetzt Schifffahrtsunternehmen, Werften oder die mittelständisch geprägte Zulieferindustrie.

Frank Bonaldo aus dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin versicherte, dass diese Ausführungsbestimmungen „noch in diesem Jahr kommen werden“. Dass es dazu einen Handlungsdruck gibt, bekräftigten auch die Bundestagsabgeordneten Johann Saathoff (SPD) sowie Rüdiger Kruse (CDU). Beide Politiker beschäftigen sich intensiv mit verkehrspolitischen Themenkomplexen. Saathoff erinnerte daran, dass die Förderrichtlinie eine „schwere Geburt“ war. Er forderte, dass parallel zur Bereitstellung der Ausführungsbestimmungen auch die politische Diskussion um den Aufbau einer nationalen LNG-Versorgungsstruktur, einschließlich eines zentralen Einfuhr-Drehkreuzes, vorangetrieben werden müsse. Denn ein großes Stichwort lautete auch „nationale Versorgungssicherheit“ gewährleisten.

Die Grüne-Parlamentarierin Claudia Müller verlangte so etwas wie einen „Dreiklang aus verschärften Grenzwerten, Anreize für die Infrastrukturentwicklung sowie eine Unterstützung der maritimen Wirtschaft beim Neu- und Umbau von Schiffen“.

Als denkbaren Standort für einen nationalen Flüssiggasterminal wurde von verschiedenen Vertretern sowohl Brunsbüttel in Schleswig-Holstein als auch Wilhelmshaven in Niedersachsen vorgeschlagen.

So ließ Jos Steeman, Managing Director bei Vopak Germany in Hamburg, seine Präferenz für Brunsbüttel erkennen. Hier prüfe der von den Niederlanden aus geführte, international tätige Tanklagerlogistiker gemeinsam mit zwei weiteren Partnern die Möglichkeit eines Importterminals.

Auch Kurt-Christoph von Knobelsdorff vom Kieler Wirtschaftsministerium machte deutlich, dass das Land Schleswig-Holstein hinter einem LNG-Importterminal im Unterelbehafen stehe. Angesichts der damit verbundenen hohen Kosten – die Rede ist von bis zu einer Milliarde Euro – werde dafür jedoch eine finanzielle Schützenhilfe vom Bund benötigt. Diese aktive Begleitung durch eine künftige Bundesregierung mahnte auch Ingelore Hering aus dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium ein solcher LNG-Importterminal aus ihrer Sicht auch in Wilhelmshaven entstehen könnte, der bereits seit vielen Jahren auch ein wichtiger Öleinfuhrhafen für Hamburg ist.

Über konkrete, auf einem Flüssigerdgas-Antrieb beruhende Konzepte berichteten verschiedene Vertreter aus Industrie und Verkehrswirtschaft. So legte Dr. Rowil Ponta, Geschäftsführender Gesellschafter von Nordic Hamburg Shipmanagement , dar, dass derzeit vier Containerfrachter für den Einsatz in europäischen Gewässern im Bau seien. Zudem läge die Option für zwei weitere Einheiten in der Schublade. Wichtig: Damit sie gezogen werden könnten, müsse klar sein, welche Co-Finanzierung über die LNG-Förderrichtlinie möglich sei.

Markus Lange beim Volkswagen-Konzern für den Bereich Logistik zuständig, informierte über zwei Spezialbinnenschiffe zum Transport von Fahrzeugen, die mit LNG-Antrieb ausgerüstet werden sollen. Ihr Einsatz ist für das Jahr 2019 vorgesehen.

Björn Tiemann von der Hamburger Logistikfirma Zippel Group, erklärte, dass auch das mittelständische Unternehmen den Einsatz von LNG bei Nutzfahrzeugen erwäge. Die Firma konzentriert sich auf Seehafen-Hinterland-Transporte, und zwar im Rahmen intermodaler Operationen.

Weniger reden und fordern, dafür mehr machen, dafür trat Malte Siegert vom NABU Landesverband Hamburg ein. Er forderte von den Unternehmen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihren Kunden „mehr zumuten“ sollten, wenn es darum gehe, Transportabläufe künftig umweltfreundlicher zu gestalten. Er sprach sich dafür aus, „dass der Handel die Preise so setzen muss, dass nachhaltige Technologien, wie LNG, auch eingesetzt werden können“.

Georg Ehrmann, Geschäftsführer der Maritimen LNG Plattform, wertete den Diskussionsabend als einen weiteren Baustein, um den LNG-Einsatz in Deutschland zur forcieren. Auch Ehrmann forderte eine schnelle Umsetzung der LNG-Förderrichtlinie. Der maritime Sektor stehe mit konkreten Projekten in den Startlöchern. Eine leistungsstarke LNG-Infrastruktur spiele eine zentrale Rolle, und zwar einschließlich eines nationalen Importterminals.

Am 30. November wird die DVV Media Group beim BSH in Hamburg die 3. Ausgabe des „LNG Report“ präsentieren und dabei mit Branchenexperten über den Themenkomplex Flüssigerdgas diskutieren. EHA

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