Neue „Strom-Autobahn“ geht in Betrieb

Eine wichtige Stromleitung für die Windenergie in Schleswig-Holstein ist am Dienstag in Osterrönfeld bei Rendsburg eingeweiht worden.

Energieminister Robert Habeck (Grüne) und der Geschäftsführer des Netzbetreibers Tennet, Lex Hartman, drückten den Startknopf für die 70 Kilometer lange „Strom-Autobahn“ zwischen Hamburg und Audorf bei Rendsburg. Die neue Höchstspannungsleitung mit 380 Kilovolt (kV) kann siebenmal soviel Strom aufnehmen wie die bisherige 220-kV-Leitung.

Die neue Leitung wird nach ihrer Fertigstellung voraussichtlich im Jahr 2020 insgesamt etwa 150 Kilometer lang sein. Sie reicht dann von Hamburg Nord bis zur dänischen Grenze und wird danach von dänischen Netzbetreibern bis nach Kassö gebaut. Langfristig sollen Anschlüsse vom Norden nach Süden über Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg reichen und den Industriezentren dort Windstrom aus Schleswig-Holstein liefern.

„Energiewende und Netzausbau in Schleswig-Holstein kommen weiter voran“, sagte Habeck. „Der Netzausbau gehört zu den unpopulärsten Seiten der Energiewende und stockt überall – fast.“ In Schleswig-Holstein habe man es anders gemacht, betonte der Grünen-Politiker. Betroffene seien zu Beteiligten geworden. „Gemeinsam gingen wir durch das Nadelöhr des Netzausbaus. Jetzt bauen wir das Netz – besser geplant, im fairen Miteinander und dadurch schneller.“ Das zeige auch das Netzausbauprojekt „Mittelachse“.

Hartman sprach von einem wichtigen Schritt auf dem Weg, das Energiewende-Netz zu bauen. Die positiven Wirkungen seien bereits spürbar: „Bereits dieser erste Bauabschnitt der ‚Mittelachse‘ hat während seiner gestuften technischen Inbetriebnahme seit Ende Dezember eine deutliche Reduzierung der netzstabilisierenden Maßnahmen und Eingriffe in die konventionelle Energieerzeugung in Schleswig-Holstein bewirkt.“ Doch erst, wenn das Energiewende-Netz umgesetzt sei, werde sich die Lage auch überregional entspannen.

Bisher kann das bestehende Netz wegen Überlastung Ökostrom nicht immer aufnehmen, Windräder müssen zeitweise abgeschaltet werden. So fallen Millionen-Summen an Ausfallzahlungen an.

Eine besondere Herausforderung beim ersten Abschnitt der „Mittelachse“ bestand laut Tennet im Parallel-Ausbau der Autobahn 7, an der die Freileitungsstrecke zum größten Teil entlangläuft. Siebenmal quert die Leitung die A7, um auch Umsetzungen aus dem Planungsdialog und Umweltaspekte zu berücksichtigen.

Die „Mittelachse“ verbindet die Umspannwerke Hamburg/Nord und Audorf/Süd bei Rendsburg. Audorf/Süd ist ein Neubau und wurde wie das ebenfalls neue Umspannwerk in Kummerfeld im Kreis Pinneberg jetzt offiziell in Betrieb genommen.

Tennet investiert nach eigenen Angaben insgesamt drei Milliarden Euro in die künftigen drei Haupt-Stromachsen in Schleswig-Holstein. Das sind die „Westküstenleitung“, die „Mittelachse“ und die „Ostküstenleitung“. Der erste Abschnitt der „Westküstenleitung“ von Brunsbüttel bis Süderdonn transportiert seit Anfang 2017 Windstrom in Richtung Süden. Für die „Ostküstenleitung“ ist das Bürgerdialogverfahren zur Korridorfindung (2014/2015) und zum Pilotprojekt Teilerdverkabelung (Frühjahr 2016) abgeschlossen. Derzeit bereitet Tennet das Planfeststellungsverfahren vor.

Die internationale Seekabelverbindung Nordlink in der Zuständigkeit des Landes Schleswig-Holstein, für die der Spatenstich im September 2016 erfolgte, hat eine Länge von 118 Kilometern (bis zur Grenze Küstenmeer) – insgesamt ist die Leitung rund 620 Kilometer lang. Zudem wurden in Schleswig-Holstein bereits drei Leitungen zu den Offshore-Windparks mit einer Gesamtlänge von 465 Kilometer gebaut. lno/fab

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