Schifffahrt hält sich ziemlich genau an SECA-Grenzwerte

Die Einhaltung der neuen Schwefelemissions-Obergrenzen in den SECA-Gebieten soll noch wirksamer überwacht werden.

Dazu sollen zum Beispiel neue Techniken in den SECA-Gebieten Nordwesteuropas mit herangezogen werden, berichtete Monika Breuch-Moritz, Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), am Dienstagabend in Hamburg. Breuch-Moritz sprach auf Einladung des Nautischen Vereins zu Hamburg vor rund 50 Teilnehmern über verschiedene Aspekte des Meeresumweltschutzes.

Ein Jahr nach Anhebung der Schwefelemissionsgrenzwerte in der gesamten Ostsee und weiten Teilen der Nordsee zog sie für das BSH eine positive Zwischenbilanz, was die SECA-Disziplin betrifft: „Die Schifffahrt hält sich weitgehend an die neuen Grenzwerte. Ich meine, das ist ein tolles Ergebnis.“ Zu dieser Bewertung komme dabei nicht nur Deutschland, sondern zum Beispiel auch das benachbarte Dänemark. Auch hier werden die von den Schiffen ausgehenden Abgase seit 2015 mit großer Intensität gemessen. Breuch-Moritz: „Zwischen 97 bis 98 Prozent der überwachten Schiffe verhalten sich regelkonform, teilten uns die Dänen mit.“

Nach THB-Recherchen passieren jährlich rund 100.000 Schiffe den Meeresraum zwischen der dänischen Halbinsel und Schweden. Eine wichtige Messstation befindet sich dabei auf der Kattegat-Insel Anholt. Einem Bericht des dänischen Fernsehsenders TV 2 zufolge ermittelte die Messstation, dass die umweltschädlichen Schwefeldioxidemissionen 2015 im Vergleich zu 2014 um rund 60 Prozent zurückgingen. Neben den stationären Messstationen setzt Dänemark auch auf Direktkontrollen von Schiffen. Zu den wichtigsten Dokumenten gehören dabei die Bunkerrechnungen, auf denen die Kraftstoffqualitäten klar erkennbar sind.

Das BSH setzt aktuell zwei eigene Schiffsabgasmessstationen ein. Eine befindet sich auf der zu Hamburg gehörenden Deutsche-Bucht-Insel Neuwerk. Die andere steht in Wedel. Das Besondere dieser Messverfahren: Durch die Zusammenführung der schiffsindividuellen AIS-Signale mit den durch die Sensoren aufgenommen Abgasfahnen lässt sich eindeutig ermitteln, ob sich ein Schiff SECA-konform verhält. Breuch-Moritz: „Wir beschäftigen uns intensiv mit dem weiteren Ausbau des Netzes, aber auch mit neuen Techniken.“ Neben den klassischen Messstationen, die dann auch in den anderen Revieren, zum Beispiel im Bereich der Weser, aufgestellt und betrieben werden, ist auch der Einsatz von Spezialdrohnen vorstellbar. Diese würden gezielt in die Abgas-Schleppen der Schiffe einsteuern, um dann blitzschnell die Emissionen zu erfassen und die Daten zu besonderen Auswertungsstationen zu senden.

Wichtig ist für die BSH-Chefin auch, dass die jeweiligen SECA-Staaten die Datenmengen systematisch untereinander austauschen. Auch hier wird in den kommenden Jahren, ebenfalls mit Unterstützung durch die EU-Kommission, an neuen Verfahren gearbeitet. Es geht dabei auch um gezielte physische Kontrollen der Schiffe in den jeweiligen Häfen.

Breuch-Moritz wies darauf hin, dass die Regelkonformität nicht nur von elementarem Interesse für den Umweltschutz sei, sondern auch den Sinn habe, dass es zwischen den Reedereien zu keinen Wettbewerbsverfälschungen komme. Schließlich sei Schweröl weiterhin deutlich preiswerter als schwefelarmer Marinediesel. Ob und, wenn ja, wann es zu einer Ausweitung der SECA-Zonen in Europa kommt, allen voran ins verkehrsreiche Mittelmeer, könne sie jedoch nicht einschätzen. Das seien komplexe politische Prozesse, die zudem durch Sondereffekte wie die Konflikte in weiten Teilen der nordafrikanischen Küstenstaaten entscheidend bestimmt würden.

Immerhin: Auch in Asien sei das Thema Schiffsemissionen vor dem Hintergrund gravierender Luftverschmutzungen in weiten Teilen Chinas ganz nach oben auf die Tagesordnung gerückt. So werde Hongkong jetzt ebenfalls scharfe Schwefelgrenzwerte einführen. Zu den Auffälligkeiten auf dem Gebiet des Meeresumweltschutzes in Nord- und Ostsee gehört für Breuch-Moritz die deutliche Zunahme von Paraffin-Rückständen. Beim BSH arbeite man mit Hochdruck an Verfahren mit dem Ziel, die genaue Herkunft dieses Stoffes zu ermitteln. Auch die IMO hat inzwischen erkannt, dass dieser Sachverhalt aufzuklären und ein entsprechendes Regelwerk zu erlassen sei. EHA

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