Schiffsarchäologen lernen an neu entdeckten Wracks

Zum 20. Mal läuft derzeit das Schiffsarchäologische Seminar der Gesellschaft für Schiffsarchäologie (GfS) aus Rostock. Zehn Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet und aus Österreich nehmen an der durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur geförderten Veranstaltung teil. Erstmals wird dabei auch ein vor Kühlungsborn in der Ostsee entdecktes Schiffswrack begutachtet.

Die Seminarteilnehmer erhalten Einblicke in archäologische und denkmalpflegerische Abläufe, lernen Bodendenkmale als schützenswerte, fragile aber auch aussagekräftige Zeitzeugen kennen.

Dozent und Vereinsmitglied Henrik Pohl führt während der theoretischen Vorlesungen durch Module wie Denkmalrecht, Methoden archäologischer Untersuchungen oder Forschungen zu historischen Hafenanlagen im Ostseeraum. Pohl: „Unser Ziel ist es, die Teilnehmer zu befähigen, ein Denkmal auch unter Wasser als solches zu erkennen, es mit größter Vorsicht zu behandeln und Daten abzulesen, die eine fachgerechte Meldung des Fundes an die zuständigen Behörden zulassen.“

Wenn es um die Vermessungsmethoden unter Wasser und die Schiffbaugeschichte geht, wird es für die Teilnehmer immer besonders spannend. Die Veranstalter arbeiten eng mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) zusammen, das Seminar ist durch das Amt als Weiterbildung für ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in Mecklenburg-Vorpommern anerkannt. Die erlernten Kenntnisse werden in der Praxis während des Seminars an Bodendenkmalen in der Ostsee angewendet.

Das neu ins Programm aufgenommene Schiffswrack nahe Kühlungsborn hatte der Verein bei Drohnenflügen erst im Frühjahr 2020 entdeckt. „Im Rahmen der Vereinsarbeit konnte das neue Wrack noch nicht intensiver untersucht werden“, so Martin Siegel, Vorsitzender der Gesellschaft für Schiffsarchäologie e.V. in Rostock. „Also erarbeiteten die Teilnehmer während der Praxisausbildung erste Erkenntnisse zu einem neuen maritimen Bodendenkmal. Die Auswertung der erhobenen Daten läuft und die Ergebnisse werden anschließend dem LAKD übergeben“, berichtet er. Es dürfte sich um ein Eisenschiff von 40 Meter Länge handeln, Konstruktionsmerkmale wie genietete Bordwände sprechen für einen Bau vor etwa 100 Jahren. Für Ursache und Zeit der Havarie konnten keine Anhaltspunkte gefunden werden. Die Lage im Flachwasser östlich von Kühlungsborn spricht allerdings dafür, dass das Schiff auf Grund gelaufen oder gesetzt und zum Teil abgewrackt wurde. Da das Wrack vor dem Zerfall aus dem Wasser geragt haben muss, erhoffen sich Pohl und Siegel, dass Zeitzeugen oder Archivalien nähere Informationen zum Schiff und seinen Untergang liefern können. Hinweise per E-Mail an info@gfs-rostock.de.

Das Schiffswrack bei Kühlungsborn ist nicht der einzige Neufund in diesem Jahr. Der Tauchsportclub Warnemünde hat den GfS kürzlich über ein Trümmerfeld in der Warnemünder Bucht informiert. Verein und LAKD freuen sich über dieses umsichtige Vorgehen.

Vor Markgrafenheide wurde 2020 ein weiteres Trümmerfeld entdeckt und untersucht. Auch hierbei handelt es sich um ein Eisenschiff mit Maschinenantrieb. An Bord dokumentierte Fliesen scheinen ihren Ursprung in Boizenburg zu haben. Mitarbeiter der noch bestehenden Fliesenwerke versuchen gerade zu unterstützen, indem sie über die Betriebsarchive Herstellungszeiträume und vielleicht sogar Informationen zu Empfängern beisteuern können. tja

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