Strategien für mehr Nachhaltigkeit in Häfen

Energieverbrauchsdaten strukturiert digital erfassen: Projekt „DashPort“ (Digitale Leitwarte zur Analyse und Steuerung von Energieflüssen in Häfen) im Seehafen Brake, Foto: N-Ports/Christian O. Bruch

Mobile Ballastwasserbehandlungsanlage „Invasave 300“, Foto: Damen Shipyards

„Wir müssen in den Häfen die notwendige Infrastruktur für alternative Energieträger schaffen“, sagt Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Foto: ZDS
Über die Steigerung der Energieeffizienz und den Einsatz sauberer Energien in Häfen diskutiert haben rund 100 Teilnehmer einer Onlinekonferenz, zu der das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen jetzt unter dem Titel „Nachhaltigkeit in unseren Häfen“ eingeladen hatte. Bei der Auftakt-Veranstaltung der neuen „GreenPorts“-Reihe wurde zudem der künftige Handlungsbedarf diskutiert, um die Häfen neben der Erreichung einer CO2-Neutralität auch weiterhin wettbewerbsfähig zu halten.
„Wir müssen in den Häfen die notwendige Infrastruktur für alternative Energieträger schaffen“, sagte Daniel Hosseus im Namen des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). „Im Umschlag von Energieträgern stehen große Umbrüche bevor, und dieser Wandel – quasi von Kohle zu Wasserstoff – bedeutet für Hafenunternehmen einiges an notwendigen Maßnahmen und Investitionen. Dafür müssen wir die politischen Rahmenbedingungen richtig setzen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des ZDS.
Viele Seehäfen seien zwar heute schon etwa für den Umschlag von LNG bereit, die Schaffung von weiterer LNG-Infrastruktur für Importe und zur Versorgung von Schiffen müsse aber von der öffentlichen Hand verstärkt gefördert werden. Auch beim Thema Wasserstoff sieht Hosseus viel Potenzial: Als Logistikzentren seien Seehäfen hervorragende Standorte für Versuchsanlagen zur Wasserstoff-Elektrolyse, zur Ansiedelung von Importterminals und von Unternehmen, die in ihren industriellen Prozessen grünen Wasserstoff einsetzen.
Um die Kernpunkte der Nachhaltigkeitsstrategie „Hafen+“ ging es im Leitvortrag von Werner Repenning von Niedersachsen Ports (N-Ports). Er betonte, dass es neben der reinen Aufstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie vor allem darauf ankäme, dass diese auch in die Unternehmensziele integriert würden. So käme es schließlich auch auf jeden Mitarbeiter an, die „Nachhaltigkeit in Denken und Handeln zu überführen“, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Repenning verdeutlichte die Effektivität auch von auf den ersten Blick unscheinbaren Maßnahmen mit dem Beispiel der Umstellung der Hafenanlagenbeleuchtung bei N-Ports auf LED-Technologie. Diese machte bisher 25 Prozent des Energiebedarfs aus und könne damit eine große Wirkung erzielen.
Uwe von Bargen von Bremenports zeigte auf, wie die bremischen Häfen das Thema Nachhaltigkeit sukzessive im Unternehmen etablieren. Demnach führt die Hafenmanagementgesellschaft konsequent zertifizierte Managementsysteme für die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit ein. Von Bargen stellte Maßnahmen vor, die Bremenports zur Erreichung von CO2-neutralen Häfen im Jahr 2023 eingeführt hat und noch vornehmen wird. Dazu zählen Effizienzsteigerungen, der Einsatz von grünem Strom sowie der Bezug von Emissionszertifikaten.
Einen Einblick in die Nachhaltigkeitsbestrebungen der nord-niederländischen Häfen, die von Groningen Seaports verwaltet werden, gab Bart van der Kolk. Er stellte die „Portvision 2030“ vor und rief zur intensiveren Zusammenarbeit auf, um die bevorstehenden Herausforderungen grenzübergreifend anzugehen. Ein weiteres wichtiges Thema in Häfen ist das Ballastwassermanagement. Joschka Böddeling von Damen Shipyards Gorinchem stellte die mobile Ballastwasserbehandlungsanlage „InvaSave 300“ vor. Das in einem 40-Fuß-Container untergebrachte System nutzt mechanische Filtrierung und UV-Bestrahlung, um Ballastwasser entsprechend des IMO-Übereinkommens von invasiven Organismen zu reinigen. Dabei werde das Ballastwasser in einem „Single Pass“-Verfahren behandelt, was eine schnelle und unkomplizierte Behandlung ermögliche.
Dass Nachhaltigkeit kein reines Energiethema ist, verdeutlichte Cathrin Prikker von Top Glory Marine mit Blick auf Handlungsbedarf im Bereich des Müllmanagements, insbesondere der korrekten und nachweisbaren Entsorgung von Abfällen, die auf Schiffen anfallen.
In der neuen Veranstaltungsreihe „GreenPorts“ des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen werden schwerpunktmäßig Innovationsthemen im Kontext nachhaltiger Häfen vorgestellt und diskutiert. Die nächste Veranstaltung mit dem Oberthema „Häfen gestalten die Energiewende“ findet im Frühjahr 2021 statt. bek