VDR gegen EU-Beschluss
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat am Donnerstag die Entscheidung des EU-Umweltausschusses (ENVI) kritisiert, die Seeschifffahrt ab 2023 in das europäische Emissionshandelssystem (ETS) aufzunehmen, falls sich die IMO nicht bis 2021 auf ein eigenes System einigt.
Der Beschluss des ENVI konterkariere auch die Abstimmung des mitberatenden Industrieausschusses des Europäischen Parlamentes (ITRE), der sich bereits im Oktober 2016 mit deutlicher Mehrheit gegen die Einbeziehung der Seeschifffahrt in das ETS ausgesprochen und stattdessen für die umfassendere internationale Lösung über die IMO plädiert hatte.
Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR: „Der Beschluss des EU-Umweltausschusses für eine parallele europäische Sonderregulierung ist eine Degradierung des globalen Maßnahmen- und Zeitplans, den die Mitgliedstaaten der IMO im Zusammenspiel mit den Klimaschutz-Vereinbarungen von Paris und Marrakesch aufgestellt haben.“
Bisher nur Schätzungen
Bereits im Oktober haben die IMO-Mitgliedstaaten einen verbindlichen globalen Klimaschutz-Plan für die Seeschifffahrt beschlossen. Danach soll von der Staatengemeinschaft eine IMO-Klimastrategie schon im Frühjahr 2018 vorgelegt werden. Auf der Basis einer Datenanalyse des tatsächlichen CO2-Ausstoßes der Schiffe soll der Maßnahmenplan dann 2023 um mögliche weitere Aktivitäten zur Minderung von CO2-Emissionen ergänzt werden. Dafür müsse aber zunächst der tatsächliche CO2-Ausstoß der Schiffe weltweit bestimmt werden. Bislang beruhen alle Zahlen nur auf Schätzungen.
Nagel: „Ein EU-Emissionshandel für die Schifffahrt wird europäische Reeder im Wettbewerb benachteiligen und weiter Arbeitsplätze in der maritimen Wirtschaft Europas gefährden – ohne positive Auswirkungen auf das Klima.“ Die IMO halte sich an die Maßgaben und Zeitvorgaben des Pariser Abkommens aus dem Dezember 2015, die auch vom Europäischen Parlament begrüßt wurden. Wer nachhaltig CO2-Emissionen senken wolle, müsse sich für eine weltweite CO2-Regulierung in der IMO stark machen, erklärte der VDR-Vertreter. FBi