Wegen „Beaching“: Strafprozess gegen Seatrade

Erstmals in Europa muss sich eine Reederei im Rahmen eines strafrechtlichen Prozesses für unsauberes Abwracken verantworten.

Seatrade mit Sitz im niederländischen Groningen wird vorgeworfen, Schiffe an Abbrecher in Ländern verkauft zu haben, in denen entsprechende Praktiken Menschenleben gefährden und die Umwelt verschmutzen, teilte die niederländische Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Die Forderungen: Bußgelder in Millionenhöhe und die Konfiszierung der Erlöse aus dem Abbruch von vier Schiffen. Auch eine sechsmonatige Freiheitsstrafe gegen drei Reedereimanager ist in den Forderungen enthalten. Der Fall soll noch im Laufe dieser Woche vor dem Gericht in Rotterdam gehört werden.

Auslöser dürfte unter anderem auch die NGO Shipbreaking Platform gewesen sein. 2013 hatte die Organisation den Verkauf der „Spring Bear“ und „Spring Bob“ zur Verschrottung in Indien und Bangladesch aufgedeckt. Die anderen beiden Schiffe sind die „Spring Panda“ und „Spring Deli“, die in die Türkei veräußert wurden. Rechtliche Grundlage hierbei ist internationales Recht zum Export von Giftmüll. Dabei ist es unter anderem untersagt, solchen Müll an Länder zu verkaufen, die nicht zur OECD gehören.

Ingvild Jenssen, Gründerin der NGO Shipbreaking Platform, erweiterte am Dienstag die Vorwürfe: „Trotz laufender Ermittlungen hat Seatrade zwei weitere Schiffe – ‚Sina‘ und ‚Ellan‘ – im August 2017 zum Abbruch an den Stränden von Alang, Indien, verkauft.“ Gleichzeitig wies sie auf die wachsende Bedeutung von sauberem Schiffsrecycling hin, auch bei Investoren und Finanzinstituten.
Derweil verfolgen die Behörden in Norwegen, Belgien und Großbritannien nach Einschätzung der Shipbreaking Platform den Seatrade-Prozess besonders aufmerksam. Untersuchungen liefen schließlich auch in den eigenen Ländern – unter anderem beim Branchenprimus Maersk und gegen die Cash-Buyer GMS und Wirana.

Indes stießen unsaubere Abwrackpraktiken in Norwegen bereits auf scharfe Kritik, und zwar vom milliardenschweren Pensionsfonds. Der zog sich jüngst wegen ethischer Bedenken aus mehreren Reedereien zurück. In den betroffenen Fällen bestehe das Risiko von „schwerwiegender Umweltverschmutzung und systematischer Verletzung von Menschenrechten“, hatte die norwegische Zentralbank dabei ihre Entscheidung begründet. Das Komitee hatte außerdem unterstrichen: Das Beachen „ist die Folge einer bewussten Entscheidung der Schiffseigner, um den eigenen Profit zu maximieren“. Dabei gebe es „bessere Wege“, um Schiffe zu recyceln. „Sie sind für die Reedereien frei verfügbar, aber teurer“, hieß es. ger

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben