Weniger Schrott, mehr Druck
Im vergangenen Jahr sind weltweit 744 Schiffe abgebrochen worden, davon 518 an den Stränden in Bangladesch, Indien und Pakistan. Das ergaben Recherchen der NGO Shipbreaking Platform, die sich für sicheres und sauberes Schiffsrecycling einsetzt.
Die absoluten Zahlen gingen damit zwar im Vergleich zu 2017 zurück – damals seien insgesamt 835 Schiffe abgewrackt worden, 543 an Stränden. Der Anteil stieg jedoch von rund 65 auf knapp 70 Prozent.
„Die Zahlen von 2018 sind schockierend“, sagte Platform-Gründerin Ingvild Jenssen bei Vorlage der jüngsten Daten. Jenssen appellierte: „Schiffseigner haben eine Verantwortung, ihre Tonnage an Recyclingwerften zu verkaufen, die in ihr Personal und die Umwelt investieren.“
Vermehrt teilen auch Investoren und Justiz diese Ansicht. So wurde 2018 <link https: www.thb.info rubriken umwelt single-view news strafprozess-gegen-seatrade-wegen-unsauberem-abbrechen.html _blank strafprozess gegen>erstmals eine Reederei für den illegalen Export von Schiffen zum Abbruch nach Südasien, wo die heutigen Abbruchpraktiken laut niederländischer Staatsanwaltschaft „Leben und Gesundheit von Arbeitern gefährden und die Umwelt verschmutzen“, strafrechtlich verfolgt und kurz darauf auf Grundlage der EU Waste Shipment Regulation verurteilt. Indes zogen sich der Government Pension Fund Global und die Kommunal Landspensjonskasse (KLP), beide aus Norwegen, <link https: www.thb.info rubriken international single-view news staatsfonds-verbannt-beaching-reeder.html _blank verbannt>aus vier Reedereien zurück, die wegen unsauberem Abbrechen in der Kritik standen. Und erst diese Woche setzte KLP zudem Nordic American Tankers auf die schwarze Liste.
Indien bricht die meisten Schiffe ab, Bangladesch die größten
2018 endeten statistisch knapp drei von vier weltweit abgebrochenen Schiffen in Südasien. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der NGO Shipbreaking Platform hervor. Die mit Abstand meisten Einheiten kamen demnach nach Indien, gefolgt von Bangladesch. Zusammen mit Pakistan auf Rang 4 wrackten die Länder 518 von 744 Schiffen ab. Die EU-Staaten kamen auf 31 (siehe Karte).
Die Gewichtung der Abbrüche wird bei einem Blick auf die Tonnage-Zahlen noch deutlicher: Dann führt Bangladesch mit rund 7,9 Millionen BRZ aus 185 Schiffen die Liste an. Indien folgt mit rund 4,9 Millionen BRZ aus 253 Einheiten und Pakistan mit 4,2 Millionen BRZ aus 80 Schiffen. Von den insgesamt 18,9 Millionen BRZ sind die drei Länder allein somit für 90,4 Prozent der abgebrochenen Tonnage verantwortlich. Die Türkei, mit 113 Einheiten auf Rang 3, kommt dagegen lediglich auf rund 960.000 BRZ – ein Anteil von 5 Prozent. Die EU bringt es auf rund 72.000 BRZ oder knapp 0,04 Prozent.
Indes blieb die Kritik an den Arbeitsschutzvorkehrungen in Südasien auch 2018 aktuell. Der NGO Shipbreaking Platform zufolge starben mindestens 34 Menschen beim Abbruch von Schiffen. Seit 2009 seien 311 Arbeiter ums Leben gekommen.
Zugleich zeigt die EU Ship Recycling List – ein Register von nach Umwelt- und Arbeitsschutz-Aspekten zertifizierten Abbruchwerften – mindestens vereinzelt Engagement für verbesserte Bedingungen auf. Im Dezember führte die Publikation insgesamt 26 Werften aus der EU, der Türkei und den USA. Kurzfristig rückt nun auch der Osten in den Fokus: Insgesamt 27 Werften aus Nicht-EU-Staaten haben sich aktuell für die Liste beworben, davon 13 aus Indien. Von Standorten in Bangladesch und Pakistan ist dagegen bislang keine Rede. ger