"Wir erwarten ein deutliches Handeln"

Bund und Länder haben seit der Nationalen Maritimen Konferenz 2015 vieles für die Reedereien unternommen, um den Standort zu stärken.

Dazu zählt insbesondere der komplette Lohnsteuereinbehalt für die Reedereien. „Ziel des Maßnahmenpakets ist es, dass die deutsche Flagge auch in Zukunft europäisch wettbewerbsfähig bleibt“, sagte jetzt Uwe Beckmeyer, Maritimer Koordinator der Bundesregierung, im Interview mit dem THB (31. März 2017). Reedereien können mittlerweile 100 Prozent der Lohnsteuer für Seeleute einbehalten, sofern das Schiff im Internationalen Register (ISR) erfasst ist und unter deutscher Flagge fährt. „Zudem werden seit 2017 die Arbeitgeberanteile zur gesetzlichen Sozialversicherung passgenau erstattet“, so Beckmeyer. Für ein Zwischenfazit, ob die Förderung der Politik Früchte trägt, sei es noch zu früh. „Wir werden die Auswirkungen dieser Entlastungsoffensive für die deutsche Flagge und vor allem die Beschäftigtenzahlen sehr genau beobachten und in regelmäßigen Abständen im Maritimen Bündnis diskutieren“, gibt der Maritime Koordinator der Branche aber schon mal mit auf den Weg. Vor dem Hintergrund der Schifffahrtskrise habe die Bundesregierung rasch gehandelt. „Wir erwarten nun auch von der Reederschaft ein deutliches Handeln für die deutsche Flagge – und damit für Beschäftigung und maritimes Know-how am Standort Deutschland“, so Beckmeyer.

Die Handelsflotte deutscher Reedereien ist im vergangenen Jahr weiter geschrumpft. Die Zahl der im ISR mit deutscher Flagge gemeldeten Schiffe betrug nach den Erhebungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hy drographie (BSH) Ende 2016 nur noch 180. Ein Jahr zuvor waren es 192. Die Gesamtzahl aller Schiffe unter deutscher Flagge sank von 351 um sechs Prozent auf 330. Ein zwischenzeitlicher Anstieg im Sommer wurde im Herbst wieder zunichtegemacht. Etwas stärker als die Zahl der deutsch geflaggten Schiffe ging die der ausgeflaggten Schiffe zurück, und zwar von 2497 um 7,9 Prozent auf 2300.

Unter der ausgeflaggten Tonnage hat sich das Gewicht weiter zugunsten von EU-Flaggen verschoben. Ihr Anteil beträgt jetzt 37 Prozent. Zusammen mit der deutsch geflaggten Tonnage sind es damit 42 Prozent – nach einem Anteil von 38 Prozent im Vorjahr. Ein möglichst hoher Anteil ist für die gesamte Branche hierzulande wichtig, damit der Bund auch weiterhin gemäß EU-Beihilferecht flächendeckend den Tonnagesteuervorteil gewähren darf. Den größten Zuwachs verzeichnete mit gut 37 Prozent das portugiesische Madeira-Register, auf das nunmehr 17,4 Prozent der gesamten ausgeflaggten Tonnage entfallen.

Die International Chamber of Shipping (ICS) stellt in ihrer aktuellen Flag-State-Performance-Tabelle fest, dass die Unterscheidung zwischen traditionellen Flaggen und neuen sogenannten offenen Registern für die Beurteilung der Qualität wenig hilfreich sei. fab

An das Thema LNG als Treibstoff knüpfen sich große Hoffnungen. „Die Bundesregierung will die technologieoffene Entwicklung neuer Antriebe und Kraftstoffe unterstützen und Anreize für die Markteinführung innovativer Lösungen setzen“, sagte Uwe Beckmeyer. „Dazu gehört ausdrücklich auch der Einsatz von LNG in der Schifffahrt, dessen Absatzmöglichkeiten wir verbessern wollen. Wir verlängern daher die Steuerbegünstigung für Erdgas als Kraftstoff.“ Zudem werde der Aufbau der LNG-Tankinfrastruktur für die Schifffahrt umgesetzt. „Dafür hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr einen umfassenden Nationalen Strategierahmen beschlossen“, so Beckmeyer. Neben einzelnen Pilotprojekten werde derzeit auch ein LNG-Förderprogramm für die Seeschifffahrt zwischen den Ressorts abgestimmt. „Unser Haus hat zudem eine Forschungsinitiative gestartet, mit der wir die Energiewende im Verkehr fördern. Dafür stehen 130 Millionen Euro bereit.“

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